Um den wahren „Prinzessinnen-Touch“ zu erreichen müssen – ganz klar – Gold und Perlen her! Seit Ewigkeiten habe ich noch welche, die ich jetzt prima verbraten kann. Sowohl der „Stecker“ als auch die Schleifen bekommen also Gold- und Perlenglanz. Die Ärmel der Robe werden auch mit jeweils einer Schleife verziert, natürlich ebenfalls in Gold- und Perlenglanz.

Nun kommt noch die Verzierung der Robe, wobei ich leider feststellen muss, dass der Stoff nicht ausreichen wird. Die grob gerechnete Menge für die seitlichen Streifen liegt deutlich über dem vorhandenen kümmerlichen Rest. Außerdem wollte ich noch für das Kleid kleine Röschen machen. Also wieder ab in den Stoffladen und ich hatte tatsächlich Glück: Den Stoff gab es auch unifarben, ohne Stickerei, was mir die Arbeit, die Stickerei zu entfernen, erspart. Nebenbei entdeckte ich noch eine Goldspitze, an der ich wirklich nicht vorbei gehen konnte. Die passte farblich und thematisch einfach wie die Faust auf’s Auge zu der Robe – und schließlich ist mir für meine kleine Nichte nichts zu teuer.

Dann ist erstmal wieder Kräuseln angesagt, wieder einige Meter, denn der Volant soll wellenförmig an den Seiten, über die Schulter und den Rücken der Robe entlang laufen. Am unteren Rand endet er in einer kleinen Spirale. Auf diesen Volant nähe ich abschließend die Goldspitze auf.

Aus dem verbliebenen Stoff schneide ich mir schmale Streifen für die Mini-Röschen. Geplant waren jeweils drei Rosen innerhalb jeder Rundung des oberen Volants am Kleid. Es sind insgesamt 14 Rundungen, ergo 42 Rosen. Ehrlich, nach sechs Rosen habe ich dieses Vorhaben auf den vorderen Bereich des Kleides reduziert. Sisyphos hätte statt des Steins auch mit der Herstellung von Stoffrosen genügend Leid gehabt. Somit werden aus den geplanten 42 Rosen nur noch 22: vier mal drei vorne auf dem Kleid und in die verbleibenden Rundungen nur noch jeweils eine. Das reduziert das Leid auf ein erträgliches Maß, denn schließlich müssen die alle auch noch an das Kleid genäht werden.

Robe á la polonaise

Als Clou und auch aus der praktischen Erwägung heraus, dass das Kind an Karneval nicht alleine ist und jemand auf die Schleppe treten könnte, bringe ich in der Seitennaht der Robe noch eine Schlaufe an, mit der die Robe hoch gerafft und zu einer „Robe á la polonaise“ wird. Damit sollte der Erhalt der Robe hoffentlich gesichert sein. Da, wie schon zu Beginn erwähnt, die Robe nicht unbedingt mit Nadeln befestigt werden kann, setze ich auf das Kleid seitlich der Taille jeweils einen bezogenen Knopf und in der Robe werden innen kleine Ösen gestickt. Diese liegen soweit zurück, dass die Knöpfe beim Schließen hinter dem Aufschlag verschwinden.

Der große Moment der Anprobe

Nachdem das Kleid nun fertig ist, kommt der große Moment und die Spannung, ob 1. das Kleid passt und 2. es dem Kind gefällt. Da ich den Schnitt nur über eine Anprobe des Oberteils überprüfen konnte, ist bei mir die Spannung besonders groß, ob am realen Körper alle Teile richtig zusammen passen. Bei meiner Nichte entsteht die Spannung eher durch die vielen Teile, die anzuziehen sind, bis sie endlich zu einer Prinzessin wird. Die Poschen sind proportional absolut richtig, nicht schief und die sehen richtig niedlich aus. Das Kleid selbst sitzt, passt und hat Luft! Und es sieht sehr authentisch aus. Das Schönste ist allerdings der Blick meiner Nichte – so können eben nur Kinderaugen leuchten!

Fazit

Insgesamt habe ich für dieses Kleidchen knapp sieben Meter Stoff verbraucht und zusammen mit dem sonstigen Material komme ich auf ca. 80 Euro Kosten. Die Fertigstellung hat ungefähr 70 Stunden in Anspruch genommen, wobei eine nicht unerhebliche Zeitspanne der Verzierung (ich sage nur: Rosen!) geschuldet ist. Ohne diese aufwändigen Verzierungen reduzierte sich der Aufwand geschätzt um ca. ein Drittel.

Der Schnitt ist in Bezug auf die Passform soweit in Ordnung, allerdings würde ich bei einem neuen Modell ein wenig in die Trickkiste der Kostümbildner greifen und eine andere Lösung für das Oberteil des Kleides finden. Es wäre auch deutlich zeitsparender das Oberteil vom Rock zu trennen, was auch der historischen Version näher käme; das sollte die Bewegungsfreiheit des Kindes meines Erachtens nicht weiter einschränken. Und das Wichtigste ist natürlich, dass es Spaß gemacht hat.

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