Meine kleine Nichte hat das – fast unvermeidliche – Prinzessinnenfieber ereilt.
Meine Schwester kaufte ihr also ein Prinzessinnen-(Billig) Kostüm, das sich aber in innerhalb kurzer Zeit in Einzelteile zerlegte. Darauf hin fragte sie mich, ob ich Lust hätte der Kleinen ein Kleid zu nähen. Das war DIE Gelegenheit den schon länger gehegten Wunsch nach Erstellen eines historischen Gewandes umzusetzen.
Historische Authentizität vs. kindgerechte Kleidung
Bei der Wahl der Epoche schwankte ich zwischen Madame de Pompadour und Anna von Kleve ; beide Stile eigenen sich sehr gut für Prinzessinnenkleider, weshalb sie wohl auch oft in Märchenfilmen verwendet und teilweise auch kombiniert werden. Da ich aber lieber bei einem Stil bleiben wollte, fiel die Wahl auf die Madame de Pompadour – das Rokoko. Üppige, glänzende Stoffe mit viel Spitze und Rüschen, garniert mit ein wenig „Gold“ schien mir den Prinzessinnentraum am besten darzustellen.
Nun kann man aber heutzutage ein 4-5 jähriges Kind nicht in ein Schnürmieder stecken, ebenso wenig Teile der Kleidung mit Nadeln befestigen. Also musste vom Original abgespeckt und modifiziert werden, um die Optik zu erhalten, trotzdem das Kleid für ein Kind tragbar zu machen. Aus dem Schnürmieder und dem Stecker sollte ein zusammenhängendes Oberteil werden, an dem der Rock (jupe) angenäht werden sollte. Auch ein Panier fand ich für ein Kind schwierig zu handhaben, so dass ich stattdessen einen Tüllunterrock vorgesehen hatte. Die Robe sollte so original wie möglich gearbeitet sein.
Grundschnitt
Soweit die Vorüberlegungen. Aber erstmal tat sich ein ganz profanes Problem auf: meine Schwester wohnt nämlich knapp 40 km entfernt und häufiges Anprobieren fiel somit flach. Die notwendigen Maße musste ich also messen und mir durchgeben lassen. Als Schnittgrundlage habe ich in meinen noch vorhandenen Kinderschnittheften ein einfaches Modell gefunden.
Mit dem modifizierten Schnitt habe ich ein Probeteil in Nessel genäht und bereits den Tüllunterrock gefertigt.
Damit geht’s jetzt zur ersten Anprobe.