Herrenhemd Teil 2

Das Hemd ist ja schon recht weit gediehen, es fehlen jetzt nur noch so Kleinigkeiten, wie die Ärmel. Die mache ich auch ganz schick, wie sich das für ein anständiges Herrenhemd gehört, mit einem Ärmelschlitz mit eingefassten Untertritt.

Der Ärmelschlitz

Dazu bereite ich Einiges vor:

Der Einfassstreifen besteht aus einem schmalen Streifen von 3 cm Breite und 14 cm Länge. Die beidseitige Nahtzugabe von 0,75 cm ist bereits in der Breite enthalten, d.h. umgebügelt ist der Streifen 0,75 cm breit.

Dann ist da noch der Schlitzbeleg, der sich aus dem Ärmelschlitz konstruieren lässt. Insgesamt ist er 5,5 cm breit und 16 cm lang. Rundherum kommen noch je 0,75 cm Nahtzugabe. Fertig umgebügelt ist er 2,75 cm breit.

Hier noch mal beide Exemplare, wie man sieht gegengleich. Am Ärmel selbst wird der Schlitz markiert; Er soll 12 cm lang sein.

Der Einfassstreifen wird außen auf die schmalere Seite des Ärmels an der Schlitzmarkierung gesteckt, der Schlitzbeleg, wie das Bild zeigt, auf die breitere Seite.

Beide Belege werden angesteppt, beide genau 12 cm lang (wie die Länge des Schlitzes).

Nun wird der Schlitz eingeschnitten. Der Schnitt geht bis 1cm vor das Nahtende, also 11 cm. Von dort aus schneide ich schräg bis zum Ende der jeweiligen Naht. Das dadurch entstandene Dreieck klappe ich nach oben.

Den Einfassstreifen lege ich nach innen um und auf die Abstepplinie. Er wird knappkantig abgesteppt.

Nun wird auch der Schlitzbeleg nach innen umgeschlagen und festgesteckt. Das außen liegende Dreieck wird auch gesteckt.

Ich drehe den Ärmel auf die innere Seite und stecke den Einfassstreifen oben durch die Lücke nach außen. Er liegt nun also zwischen dem Ärmel und dem Schlitzbeleg.

So gesichert kann jetzt der Schlitzbeleg außen abgesteppt werden. Einmal an der Schlitzkante und dann im oberen Bereich.

Hier noch mal eine Detailaufnahme. Sieht ein bisschen so aus wie: Dies-ist-das-Haus-vom-Nikolaus. :-D

Von hinten sieht man, dass der Einfassstreifen in der Naht mitgefasst wurde und somit fest hält.

Jetzt müssen nur noch die Falten gelegt werden, zum Schlitz hin.

Die Manschetten

Die Manschetten werden wie der Kragen vorbereitet: Die verstärkte und die einfache Seite zusammennähen und dabei die untere Kante offen lassen. Umdrehen und knappkantig absteppen. Anschließend werden sie von außen an das Ärmelende gesteckt und festgesteppt.

Die Nahtzugaben bügle ich wieder in die Manschette, schlage die offene Kante um, stecke sie fest und steppe die Kante ab.

Die Manschetten sind soweit fertig. Es müssen nur noch die Knopflöcher gestickt werden.

Nicht nur an den Manschetten, sondern an der Knopfleiste werden ebenfalls Knopflöcher gestickt. Wobei ich hier anmerken sollte, dass es bei einer verdeckten Knopfleiste sinnvoll ist, die Knopflöcher zu sticken bevor die verdeckte Leiste an der sichtbaren fixiert wird. Bei der Aufteilung der Knöpfe an diesem Hemd ging’s gerade noch, aber schön ist anders. Der Saum wird zweimal umgeschlagen und abgesteppt.

Das Annähen der Knöpfe kommt immer zum Schluss. Also nie erst die Knöpfe annähen und dann die Knopflöcher sticken! Wer das einmal gemacht hat, weiß wovon ich rede.

Bleibt nur noch das gute Stück am lebenden Objekt zu präsentieren. Aber hier stellt sich der Empfänger quer und lehnt es ab, sich ablichten zu lassen, auch unter der Option der Unkenntlichkeit. Tja, da kann ich nichts machen, außer jemand anders fragen.

Der ist allerdings im Schulterbereich ein bisschen breiter gebaut, insofern sieht das Hemd ein wenig spack aus. :-(
Naja, ist ja nur zur Ansicht.
Des Hemdes natürlich. ;-)

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Rokoko-Chemise Teil 1

Nachdem nun meine Schnürbrust fertig ist, kann ich mich an die Chemise machen. Das Material habe ich bereits seit April hier liegen, aber die Schnürbrust hat doch mehr Zeit in Anspruch genommen, als erwartet.
Für die Chemise hatte ich einen Leinen-Toile bestellt und für die Auszier an Ausschnitt und Ärmeln eine 4 cm, bzw. 19 cm lange Baumwollspitze. Nachdem ich den Stoff erhalten hatte, war ich doch ein wenig enttäuscht, weil er weniger dicht gewebt war, als es auf dem Bild den Eindruck machte. Das ist einfach der Nachteil beim Internetkauf, gerade Stoffe habe ich immer ganz gerne in der Hand, um sie richtig beurteilen zu können.
Nun ja, auch wenn es nicht genau das ist, was ich mir vorgestellt hatte, war ich der Meinung, dass es geht. Die ganze Chemise wird selbstverständlich handgenäht.

Der Zuschnitt

Da liegt er nun, frisch gewaschen und gebügelt. Ich habe ihn quer gefaltet, da der Stoff nach dem Waschen einen Resteinsprung hatte und von der Länge in etwa der gewünschten doppelten Länge entsprach. Die habe ich von der Schulter bis zur halben Wade gemessen. Da es keine Schulternaht gibt, muss die Länge mal zwei genommen werden. Mit einer Saumzugabe komme ich auf insgesamt 2,60 m.

Jetzt muss natürlich auch die Weite der Chemise gemessen werden. Dazu messe ich meine Oberweite (mit ein bisschen Luftholen) und gebe ca. 10% Mehrweite drauf. Das Ganze teile ich durch zwei (Vorderseite/Rückseite) und gebe seitlich jeweils noch ca. 1,5 cm Nahtzugabe bei. Da komme ich auf 55 cm. Das Gesamtstück muss also 55 cm breit und 2,60 cm lang sein; die Schulter liegt im Bruch bei 1,30 cm.
Die Webkante schneide ich auf einer Seite des Stoffes weg und zeichne von dieser Kante über die gesamte Länge die 55 cm an und schneide den Streifen ab. Den verbleibenden Rest lege ich doppelt, weil ich die restlichen Schnittteile zweifach benötige.

Das „Körperteil“ falte ich längs und bügle die Kante ab. Damit habe ich mir die Schulterlinie markiert. Anschließend falte ich das Teil Schulter auf Schulter und bügle über die entstandene Ecke, so habe ich die vordere und hinter Mitte. Entlang diesen Falzen schneide ich jeweils ein paar Zentimeter ein. Irgendwann muss ich ja sowieso den Ausschnitt einschneiden, insofern scheint mir dies die einfachste Methode, sich die tatsächlichen Mitten zu erstellen. Während des Nähens wird der Stoff so oft geknüllt, dass es später schwieriger sein könnte diese Linien ausfindig zu machen. Das ist jetzt meine persönliche Vorgehensweise, ob das früher auch so gemacht wurde, ist nicht ja nicht mehr zu ermitteln und für das Ergebnis sicher auch unerheblich.

Die Ärmel sind einfache Rechtecke. Die Breite misst sich an der stärksten Stelle des Oberarms und die Länge reicht von der Schulter bis zum Ellbogen. Hier war ich ein bisschen großzügig und habe, inklusive der Nahtzugaben, eine Breite von 40 cm genommen. Auch die Länge habe ich mit 42 cm großzügig kalkuliert – sollte es zu lang sein, kann man ja immer noch abschneiden.

Die Keileinsätze für die Ärmel sind Quadrate von 14 cm Kantenlänge. Sowohl die Ärmel als auch die Keile gingen auf dem Reststück prima nebeneinander raus.

Für die Keileinsätze in der Seitennaht der Chemise ist somit noch reichlich Material vorhanden. Diese werden etwa ab Brusthöhe seitlich angenäht und geben nach unten eine deutlich Mehrweite. Rechnerisch ergäbe sich die Länge der Keile aus der Länge der Chemise minus des halben Ärmel, minus der Kantenlänge des Armkeils. Pi mal Daumen mache ich einen Meter daraus. Die Breite setze ich mit 25 cm an. Dieses Rechteck zeichne ich auf den Stoff. Da an jeder Seitenkante ein Keil angesetzt wird, teile ich dieses Rechteck diagonal und erhalte so vier Keile.

Die Ärmel

Alle Kanten werden als Kappnähte gearbeitet. Eine genaue Beschreibung der Verarbeitung habe ich beim Herrenhemd gezeigt. Allerdings wird der Umschlag nicht abgesteppt, die Nähmaschine gab’s damals ja noch nicht, sondern mit einem Saumstich an den Oberstoff genäht.

Als erstes wird der Ärmelkeil an eine Seite der Ärmelinnennaht genäht. Diese Naht mache ich mit dem Rückstich. An der Kante zur inneren Ärmelnaht lasse ich eine Nahtzugabenbreite offen. Dieses Stück brauche ich, um nach der Kappnaht die Ärmelinnennaht ohne Geknubbel schließen zu können.

Nach dem Zusammennähen arbeite ich die Kappnaht.

Die Ärmelinnennaht besteht nun aus dem Rest des Ärmels und der anderen Kante des Ärmelkeils. Diese werden in einem Stück geschlossen, ebenfalls mit einem Rückstich. Den behalte ich für das Schließen der Nähte bei, da er die stabilste Verbindung bietet.

Hier ist der Schritt zu sehen, wo eine Seite der Nahtzugabe auf die Hälfte gekürzt ist.

Die gefalteten Kappnähte sichere ich mit Stecknadeln, die ich beim Nähen des Saumstiches Stück für Stück wieder entferne. Man sieht jetzt ganz gut, wie der Keil mitgefasst wurde.

So, der erste Ärmel ist fertig. :-)

Der zweite Ärmel wird genauso gearbeitet. Da es keine Vorder- und Rückseite bei diesen Ärmeln gibt, braucht nicht gegengleich genäht werden.

Jetzt müssen die Ärmel an das Hauptteil. Hier vereinfacht der gebügelte Schulterfalz das Ansetzen des Ärmels. Der Ärmel wird in Längsrichtung gelegt und an der oberen Kante, also die Mitte der Ärmelbreite, markiert. Dafür kann man Kreide nehmen, eine Stecknadel oder die Kante fest zusammendrücken, dass eine Falte entsteht. Egal wie, diese beiden Markierungen werden aufeinander gelegt, der restliche Ärmel gesteckt und dann festgenäht.

Auch hier wird wieder eine Kappnaht gearbeitet. Es stellt sich jetzt die Frage, in welche Richtung die Kappnaht zu liegen kommt. Ich habe mich entschieden, die Faltung in den Ärmel rein zu machen. Den Vorteil sehe ich darin, dass im Hauptteil noch keine Kappnähte sind und sich der Stoff einfacher über eine Kappnaht falten lässt. Im Ärmel sind ja bereits die Kappnähte des Ärmelkeils. So kürze ich dann die Nahtzugaben aus dem Ärmel und lege die Nahtzugaben aus dem Hauptteil drüber.

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Herrenhemd Teil 1

Dies ist nun der letzte Nachtrag aus der Umzugszeit. Wie schon in dem letzten Artikel zum Herren-Sakko angemerkt, gehörte zu dem Abi-Outfit meines Sohnes auch ein weißes Hemd. Schmal geschnitten – auf Wunsch einer einzelnen Person. ;-)

In der Beschreibung dieses Hemdes stehen drei Arbeitsschritte im Vordergrund: Eine verdeckte Knopfleiste, die Kappnaht und der verdeckte Ärmelschlitz. Letzteres werden die Meisten von den gängigen Herrenhemden kennen und sich vielleicht fragen, wie die gemacht sind.

Wegen der sommerlichen Temperaturen habe ich einen feinen Baumwollbatist besorgt. Der sollte angeblich aus reiner Baumwolle sein, woran ich aber später meine Zweifel hatte. Nach dem Waschen zeigte sich der Stoff zwar nicht „bügelfrei“, allerdings erstaunlich wenig geknittert. Insofern tippe ich mal auf einen, wenn auch geringen Anteil an Chemiefasern. Die Haptik ist aber trotzdem okay.

Der Schnitt

Alles beginnt natürlich wieder mit einem Schnitt und dem Zuschnitt. An dem Schnittplan ist gut zu sehen, dass das Hemd dreiteilig konstruiert ist: Vorderteil, Mittelteil und Rückenteil. Teile, die vierfach, wie die Manschetten, oder doppelt im Stoffbruch liegend, wie der Kragen, der Kragensteg und die Schulterpasse, benötigt werden, habe ich zusätzlich aufgezeichnet.

Der Kragen, der Kragensteg sowie die Manschetten werden mit Bügeleinlage verstärkt. Dafür nehme ich ganz gerne eine Batisteinlage.

Die verdeckte Knopfleiste

Der Hingucker an diesem Hemd ist die teilweise verdeckte Knopfleiste. Dazu benötige ich eine entsprechend lange, zusätzliche Knopfleiste.

Die angeschnittenen Knopfleisten an den Vorderteilen werden ganz normal umgebügelt. Die zusätzliche Leiste im Bruch bügeln, die untere Kante verstürzen und wieder glattbügeln.

Die Knopfleiste an dem linken Vorderteil lege ich wieder zurück und nähe die verdeckte Knopfleiste an die Nahtzugabe.

Die gesamten Nahtzugaben werden wieder nach innen gebügelt, dabei liegt die verdeckte Knopfleiste von der vorderen Kante abgewandt flach auf.

Die Lage der Knopfleiste ist hier gut zu sehen. Ich habe sie mit Reihstichen am Vorderteil fixiert. Der untere Teil der Knopfleiste kann ist mit Nadeln festgesteckt.

Die vordere Knopfleiste, zusammen mit der verdeckten Leiste, wird nun abgesteppt. Über die Reihstiche bügle ich nun die verdeckte Knopfleiste zur vorderen Mitte hin. Idealerweise sollte sie knapp vor der Knopfleistenkante liegen, so dass sie von außen nicht zu sehen ist.

Die untere Kante der verdeckten Knopfleiste steppe ich an die äußere Knopfleiste. Die obere Kante wird später im Kragensteg mitgefasst.

So sieht es von vorne aus, wenn man denn etwas erkennen könnte; Weißes Garn auf weißem Stoff ist eben schwer zu fotografieren. ;-)

Die Brusttasche

Die Brusttasche hat einen angeschnittenen Beleg. Alle Nahtzugaben bügle ich nach innen, lege den Beleg ebenfalls nach innen um und steppe ihn fest. Jetzt kann die Tasche entsprechend der Markierungen am Vorderteil aufgesteppt werden.

Die Kappnaht

Die Seitenteile des Hemdes sollen mit den Vorder- und Rückenteilen durch Kappnähte verbunden werden.

Die Seitenteile werden erstmal ganz normal mit den anderen Teilen zusammengesteppt.

Nun müssen die Nähte als erstes auseinander gebügelt werden. Im nächsten Schritt wird eine Seite der Nahtzugaben zur Hälfte wieder zur Naht zurückgebügelt.

Danach schneide ich die andere Nahtzugabe um die halbe Breite zurück.

Nun bügle ich die schmalere Nahtzugabe nach oben …

… und schiebe sie in die umgebügelte Nahtzugabe hinein. Danach alles vorsichtig glatt bügeln.

Die Kante wird knappkantig abgesteppt.

Das sieht ja recht akkurat aus und betont durch die sauberen Nähte noch mal die taillierte Silhouette des Hemdes.

Die Schulterpasse

Die die zwei Schulterpassen stecke ich von innen und außen an das Rückenteil – die beiden Passen werden also in einem Rutsch angenäht. Die Passenteile werden schön nach oben gebügelt und noch mal knappkantig abgesteppt.

Genauso mache ich es auch mit den Passen am Vorderteil. Auf einer Seite ist es noch recht einfach …

… bei der anderen Seite wird es schon fummeliger.

Aber passt schon! :-)

Der Kragen

Nach dem Gefummel nun wieder etwas Leichteres. Die beiden Oberkragenteile von links gegeneinander nähen, dabei nähe ich in der Kragenspitze ein Ideechen rund. Also nicht bis zur Spitze rein nähen und dann sofort dem Winkel folgen, sondern knapp davor schräg in den Winkel rein. So kann sich beim Umdrehen kein Stoff aus der Naht lösen. Der Kragen wird, bis auf die untere Kante, knapp abgesteppt. Die unteren Kanten fixiere ich mit ein paar Nadeln, damit sie schön an ihrem Platz bleiben.

Die Kragenstege werden wie die Passen, von innen und von außen an den Oberkragen genäht. Am Anfang und am Ende sollte je 1 cm nicht genäht werden, da die Kanten (= Nahtzugaben) noch nach innen gelegt werden müssen.

Den Kragen setze ich von außen an das Hemd und fasse dabei auch die oberen Kanten der Knopfleisten mit. An den Rundungen am Hals schneide ich den Stoff bis kurz vor die Naht ein, damit er sich schön legt und nicht spannt. Alle Nahtzugaben werden in den Kragensteg gebügelt. Die Nahtzugabe des Kragenstegs lege ich um und stecke ihn mit dem Rand genau auf die Außennaht. Der Kragensteg wird nun rundherum knapp abgesteppt.

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Die perfekte Jeans 2

Halbzeit!

Hinteres Hosenteil

Die hintere Hosenmitte wird aufeinander gesteckt. Dabei sollten die Nähte der Passen genau aneinanderstoßen.

Die Naht steppen und die Nahtzugaben in dieselbe Richtung bügeln, wie beim Vorderteil. Dafür legt man die beiden Hosenteile gegeneinander, so wie sie nachher zusammengenäht werden. Die hintere Mittelnaht wird ebenfalls mit Ziergarn doppelt abgesteppt.

Die Innen- und Außennähte

Jetzt kommt eine gaaaanz lange Strecke zum stecken. Die mittleren Nähte liegen wieder aufeinander. Von dort ausgehend stecke ich jeweils zum Saum. Im Bereich des Oberschenkels muss das rückwärtige Hosenteil meist minimal gedehnt werden. Ein Passzeichen am Knie erleichtert es, die Strecke einzugrenzen.

Wenn die Innennaht geschlossen ist, werden die Nahtzugaben in das Vorderteil gebügelt. Anschließend wieder doppelt mit Ziergarn absteppen.

Die Seitennähte ebenfalls schließen, hier muss jedoch nichts gedehnt werden. Die Nahtzugaben werden in das rückwärtige Hosenteil gebügelt.

Die Seitennaht kann nicht doppelt gesteppt werden, es passt einfach nicht unter die Maschine. Allerdings nähe ich eine Ziernaht bis zum Ende der Taschenbeutel. Dort wird die Naht noch mal mit einer Raupe gesichert.

Bevor der Bund angebracht wird, stanze ich am seitlichen Tascheneingriff jeweils eine Niete ein. Wer mit einer Zange arbeitet, bekommt nachher den ganzen Stoff nicht mehr zwischen die Zange.

Der Bund

In Vorbereitung auf den Bund werden erst die Gürtelschlaufen erstellt. Die Länge der einzelnen Schlaufe hängt von der Breite des eventuell getragenen Gürtels ab. Meiner beispielsweise ist 4 cm breit. Zu den 4 Zentimetern muss eine beidseitige Nahtzugabe von 1 -1,5 cm hinzu gerechnet werden. Die Länge einer Schlaufe liegt demnach bei 6 -7 cm. Ich tendiere zu einer Nahtzugabe von je 1,5 cm, weil die Schlaufen schon recht dick sind und 1 cm nur mit Mühen umgelegt werden können. Tatsächlich rechne ich mit 8 Zentimetern. Von den Schlaufen benötigt man mindestens fünf Stück: zwei vorne, zwei an der Seite und eine hinten, also insgesamt 40 cm, lieber ein bisschen mehr.

Ich bereite einen ausreichend langen Streifen vor, mit einer Länge von gut 40 cm und einer Breite von 3,6 cm. Eine Längsseite versäubere ich mit der Overlockmaschine. Von der gegenüberliegenden Seite zeichne ich 2,4 cm ab und bügle die Längsseite bis zu dieser Linie um. (Im Bild links)
Dann wird die versäuberte Seite darüber gebügelt. Die Kante der Längsseite reicht fast bis zum Bruch gegenüber. (Bild Mitte links). Der Streifen wird umgedreht und an beiden Kanten abgesteppt. Das Bild Mitte recht zeigt die Rückseite, das Bild ganz rechts die Vorderseite. Der Streifen wird nun in 8 cm lange Stücke geschnitten.

Einen der beiden Streifen für den Bund habe ich mit Einlage verstärkt. Die obere Kante bügle ich bei beiden Streifen 1 cm um. Als erstes stecke ich die Gürtelschlaufen an die vorgesehenen Stellen, dann lege ich den äußeren Bund, den ohne Verstärkung, oben drauf und stecke ihn auch fest.

Dann wird von innen der andere Bundstreifen, der mit Einlage, gegen gesteckt. An der vorderen Mitte/Kante stehen mindestens 1 cm Nahtzugabe über. Nun wird von der einen Seite der vorderen Kante rundherum bis zur anderen Kante beide Bundstreifen angenäht. Danach bügle ich die beiden Bundstreifen nach oben.

Die vorderen Nahtzugaben lege ich nach innen und stecke die schon umgebügelten Längskanten aufeinander. Der Bund wird jetzt an jeder Kante mit Ziergarn abgesteppt.

Jetzt kommt für die Maschine der schwierigste Teil: Die Gürtelschlaufen werden nach oben geklappt, umgelegt und an der oberen Bundkante mit einer Raupe befestigt, da liegen dann 10 Lagen Stoff übereinander. Spätestens jetzt sollte man dringend eine Jeansnadel benutzen.

Das Knopfloch sollte ca. 2mm länger sein als der Knopf. Um auf der sicheren Seite zu sein, schneitet man das fertige Knopfloch nicht komplett auf, sondern probiert mit Knopf immer wieder mal die Weite aus, um dann wieder 1mm weiter aufzuschneiden. Spätestens jetzt sollte man die Hose mal anziehen und die Bundweite prüfen. Auch wenn sich die Weite automatisch ergibt, sind doch ein paar Millimeter nach rechts oder links drin, falls es nicht optimal ist.

Die finalen Handlungen sind das Einstanzen von Knopf und Niete.

Fast. Das Letzte hätte ich beinahe vergessen: Der Saum. Für eine Jeans wird er zweimal 1 cm umgebügelt und mit Ziergarn festgenäht. So, jetzt ist sie aber fertig.

Hier das Hosenpanorama. Am Po und um die Hüfte sitzt sie so, wie ich es mir gewünscht hatte. Die Hosenbeine könnten nach meinem Empfinden im Kniebereich ein wenig definierter sein. Die Taille säße perfekt, wenn ich es denn so geplant hätte. Ich wollte aber, dass der Bund 3-4 cm tiefer sitzt. Boahh, für diesen simplen Gedankenfehler könnte ich mir gerade mal so richtig in den Hintern beißen!

Der Fehler lag im Bund: Wenn ich an der Höhe 3-4 cm wegnehme, aber einen Bund von 3,5 cm dransetze, bin ich natürlich wieder in Taillenhöhe. Es hat mich zwar einigen Aufwand gekostet die Hose zu besticken, aber sie komplett wieder aufzutrennen und den Fehler zu korrigieren, das ist es mir auch nicht wert. Die Änderungen habe ich jedenfalls gleich am Schnitt vorgenommen.

Wenn schon trennen, dann an dieser alten Hose. Den Stoff finde ich soweit prima, aber die Hose ist einfach zu weit und der Stil gefiel mir auch nicht mehr. Einen halben Tag trennen, den neuen Schnitt auflegen und zuschneiden und drei Stunden nähen, fertig ist das gute Stück.

Mit dem Ergebnis bin sehr zufrieden, die Hose trägt sich wirklich bequem und ich habe mich mit dem vorherigen Fehler wieder ein bisschen ausgesöhnt. :-D

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Herren-Sakko in Slim-Fit 4

Das Grundgerüst des Sakkos steht soweit und es wird Zeit für das Innenleben, sprich das Futter.

Innenfutter

Dafür brauche ich: den vorderen Beleg, im Oberstoff zugeschnitten, das vordere Futterteil, Seiten- und Rückenteile, ebenfalls aus Futterstoff – das Rückenteil mit etwas Mehrweite für die Bewegungsfalte.

Einen Teil des vorderen Futters habe ich mit einem Streifen aus Oberstoff ersetzt, hier kommen die Eingriffe für die Innentaschen hin. Die Eingriffe werden mit Reihgarn markiert.

Genau mittig auf die Eingriffe wird ein Streifen Vlieseline zur Verstärkung gebügelt.

Anschließend werden die Paspel vorbereitet: Sie haben die doppelte Breite des fertigen Zustands. Auch hier ist die Eingriffbreite genau markiert.

Die Markierung am Vorderteil ist hier noch mal zu sehen. Die Paspel werden mit der offenen Kante genau auf die Linie gelegt. Die Seitenmarkierungen müssen exakt aufeinander passen. Nun wird genau auf der Linie der Paspel entlang gesteppt, von einer Seitenmarkierung bis zur anderen. Die Steppnähte müssen wirklich parallel laufen, gleich anfangen und aufhören, das ist ganz wichtig, um eine gleichmäßige Paspel zu arbeiten.

Die Tascheneingriffe werden nun aufgeschnitten, die Paspeln nach innen gezogen und die die Innentaschen eingenäht. Beschreibungen zur Fertigung einer Paspeltasche finden sich haufenweise im Internet, so dass ich die Vorgehensweise hier nicht näher erkläre; Mir fehlen dazu leider auch die passenden Bilder.

Im linken Innenfutter habe ich eine verschließbare Tasche gearbeitet. Dafür wird über der Paspel eine, zum Dreieck geformte, Abdeckung und eine Schlaufe mitgefasst. Beim Drehen nach innen ragen sie aus den Paspeln heraus. Anschließend muss natürlich noch ein Knopf angebracht werden.

So sehen die fertigen Futtervorderteile aus. Die Seiten- und Rückenteile werden wie beim Oberstoff zusammen genäht und die Schulternähte geschlossen.

Die Ärmel

Bevor das Futter eingesetzt wird, müssen noch die Ärmel vorbereitet werden. Ich habe sie bisher außen vor gelassen, weil sie in einem eigenen Arbeitsgang bereits mit Futter genäht werden.

Die zugeschnittenen, zweiteiligen Ärmel werden bis zur Schlitzmarkierung zusammengenäht. Das Futter hat keine Schlitzzugabe, wird aber trotzdem nur bis zum Schlitz geschlossen.

Beim Zuschnitt des Ärmelfutters muss am oberen Rand des Unterärmels ca. 1,5 cm mehr Nahtzugabe berücksichtigt werden. Die wird benötigt, damit das Futter nicht spannt, wenn man bspw. den Arm hebt.

An den Ärmeln aus dem Oberstoff wird der Saum umgelegt und die Ecken am Schlitz als Briefecken gearbeitet.

Das Futter wird eingesetzt und an den Schlitzbelegen und am Saum mit der Hand angenäht. Später habe ich zwar noch eine einfachere Methode entdeckt, die ich aber bei einem anderen Projekt mit Sicherheit noch mal aufgreifen werde. Das Prinzip bleibt aber gleich.

Die Armkugel wird mit zwei Reihnähten eingehalten, bis der Ärmel in das Armloch passt. Für eine weitere Anprobe habe ich die Ärmel mit Reihgarn eingesetzt, um die Länge und den Sitz beurteilen zu können.

Mein kleines Waterloo

Nachdem die Anprobe in Ordnung war, kamen die Ärmel erstmal wieder raus. Die eingehaltene Mehrweite in der Armkugel musste eingebügelt werden. Und an diesem Punkt begann meine Verzweiflung. Es ließ einfach nicht faltenfrei hinbekommen. Also habe ich die Reihfäden ein wenig gelockert. Dann ging’s zwar besser, aber der Ärmel war jetzt wieder zu weit für das Armloch. Nach einigen Versuchen war der Stoff an der Armkugel so ausgefranst, dass ich ihn nur noch wegschmeißen konnte.

Gnädigerweise war noch ein Rest vom Oberstoff da. Diesmal habe ich den Ärmel ein wenig schmaler gemacht. Aber irgendwie war das Ergebnis dasselbe. In Anbetracht des Heranrückens der Abifeier musste ich abwägen, ob ich weiter an dem Sakko rumwerkle, oder das geplante weiße Hemd mache. Mein Ältester hatte noch ein schwarzes Sakko von seiner Abifeier, das dem Jüngeren annähernd passte. So entschied ich mich für das Hemd.

Nach der Abifeier mussten die Kartons für den Umzug gepackt werden, dann der Umzug selbst, alles wieder auspacken und den Arbeitsplatz einrichten. Das Sakko liegt hier immer noch ärmellos. Erschwerend kommt hinzu, dass Sakkos in der Regel nicht unbedingt zu den Lieblingsklamotten von 18jährigen gehören, insofern ist das Schicksal dieses Kleidungsstücks recht absehbar.

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Die perfekte Jeans 1

Wer hätte sie nicht gerne, die perfekte Jeans. Voraussetzung dafür ist aber ein perfekter Schnitt. Ein jahrelang entwickelter und bewährter Schnitt brachte eine annähernd perfekte Hose hervor. Aber eben nur annähernd. In den letzten Monaten habe ich zunehmend abgenommen, mit der Folge dass die Hosen seitdem eher suboptimal saßen.

Mit dem Schwung an Schnittkonstruktionsbüchern kann ich nun endlich gezielt den Hosenschnitt konstruieren, der (hoffentlich) perfekt passt. Am meisten genervt hat mich an den alten Hosen, dass der sich Schritt 3-4 cm zu tief eingebaumelt hat. Das gibt einem das Gefühl, dass die Hose zwei Nummern zu groß ist.

Der Schnitt

Das eine oder andere Aha-Erlebnis war bei der Konstruktion dabei, als ich rausgekriegt habe, wie der Winkel der hinteren Mittelnaht und die Ausprägung des Schritts sich auf die Passform auswirken.

Von dem Grundschnitt ausgehend werden jetzt die gewünschten Veränderungen vorgenommen: Die Höhe des Bunds muss an der Taillenlinie angenommen werden, die hintere Passe wird festgelegt, die vorderen und hinteren Taschen und die Taschenbeutel werden eingezeichnet. Danach kopiere ich die Einzelteile aus dem Schnitt und versehe sie mit den notwendigen Passzeichen.

Die vorderen Taschenbeutel schneide ich aus einem leichten Baumwollstoff zu, der Rest geht auf den Jeansstoff.

Vor dem Nähen

Nach dem Zuschnitt beginne ich mit den Teilen, die erst versäubert werden müssen. Dazu gehören die hinteren Hosentaschen, die Besätze für die vorderen Taschenbeutel, die „fünfte“ Tasche, die Besätze für den Über- und Untertritt am Reißverschluss und ein Teil des vorderen Taschenbeutels. Nach dem Versäubern werden die Nahtzugaben an den Taschen angezeichnet und umgebügelt.

Diese Vorgehensweise spart Zeit und ein häufiges Wechseln der Maschinen. Das gilt nachher auch beim Nähen: Da ich für die sichtbaren Nähte ein Ziergarn nutze, muss jedes Mal der Oberfaden gewechselt werden. Damit das nicht so oft notwendig ist, nähe ich so viele Teile wie möglich mit dem jeweiligen Garn, bevor ich wieder wechsle. Insofern mag diese Beschreibung für einige etwas irritierend sein.

Die Taschen

Als nächstes werden so viele Teile zusammengesteckt, wie es geht. Ich starte mit der hinteren Passe.

Die versäuberten Besätze für die hinteren Taschenbeutel werden passgenau auf die Taschenbeutel gesteckt.

Die vorderen Taschenbeutel stecke ich von außen an den Tascheneingriff der Hose.

Die Besätze werden rundherum knapp aufgesteppt; In der Rundung steppe ich mit Abstand noch ein zweites Mal. Auf dem rechten Taschenbeutel markiere ich, wo die „fünfte“ Tasche aufgesetzt wird.

Auch die anderen, bereits gesteckten Teile werden gesteppt.

In der Rundung des Tascheneingriffs schneide ich in Abständen den Stoff ein – jedoch nicht bis zur Naht!

Der Taschenbeutel wird mit den Nahtzugaben nach oben gebügelt. Die Kante des Taschenbeutels knappkantig absteppen.

Der Taschenbeutel wird nun nach innen umgelegt und gebügelt. Durch das vorherige Absteppen geht das Umlegen leichter und der Beutel kann später nicht herausblitzen.

Die nächste Runde wird mit dem Ziergarn ausgeführt. Die hintere Passe ist geschlossen und versäubert. Ich bügele die Nahtzugaben an der Passe zur Taille hin, aber das kann man auch in die andere Richtung machen. Die Passennaht wird mit zwei parallelen Ziernähten abgesteppt, wie man das von Jeans her kennt. Dasselbe gilt für die Tascheneingriffkanten. Die „fünfte“ Tasche und die beiden hinteren Hosentaschen sind ja bereits umgebügelt und werden am oberen Rand ebenfalls doppelt abgesteppt.

Die „fünfte“ Tasche stecke ich auf die Markierungen an den hinteren Taschenbeutel und steppe sie doppelt ab.

Der echte Jeans-Look verlangt natürlich nach Nieten. An der „fünften“ Tasche sollten jetzt schon die Nieten angebracht werden, weil der Zugang später deutlich schwieriger wird (gilt nur für den Gebrauch einer Zange).

Die hinteren Hosentaschen sind auch vorbereitet – ich nahm mir die Freiheit, sie noch zu verzieren. :-)

Die Ecken der Markierungen für die hinteren Taschen stecke ich mit Nadeln ab. So kann ich die Position auch auf der vorderen Seite des Stoffes sehen.

Wenn die Taschen genau umgebügelt wurden, sollten sie jetzt auch 1A in die Markierungen passen. Wenn die Taschen aufgesteckt sind, kann man durch Aufeinanderlegen der hinteren Hosenbeine überprüften, ob die Taschen beide an der gleichen Stelle sitzen. Falls nicht, muss korrigiert werden.

Wenn alles passt, können auch die Hosentaschen doppelt abgesteppt werden. Am oberen Rand habe ich die Taschen mit einem Raupenriegel zusätzlich gesichert.

Nun wird der Oberfaden wieder auf normales Garn gewechselt.

Die hinteren Taschenbeutel lege ich auf die vorderen und berücksichtige die Passmarken zum Tascheneingriff, denn die sind wichtiger als das genaue Aufeinanderliegen der Taschenbeutel. Wenn diese richtig liegen, sichere ich den Taschenbeutel mit ein paar Nadeln am Tascheneingriff.

Erst jetzt stecke ich von der hinteren Seite die Beutel aufeinander. So lässt es sich leichter nähen, weil man dann den Verlauf des vorderen Taschenbeutels sieht.

Die Beutel werden aufeinander gesteppt, wer auf der absolut sicheren Seite sein will, legt noch eine zweite Naht daneben. Die Beutel werden an der unteren Kante zusammen versäubert. Den oberen und seitlichen Tascheneingriff sichere ich mit einer kleinen Naht, knapp neben dem Stoffrand, dann klappen die nicht immer auf.

Der Reißverschluss

Für Einige ist das Reißverschlusseinnähen ein Buch mit sieben Siegeln. Ich will nicht behaupten, dass es einfach ist, mit dem richtigen Vorgehen und einer gewissen Übung ist es aber weit weniger kompliziert, als manche meinen. Denen sei tröstend gesagt, dass auch bei Könnern nach der Nähmaschine der Nahttrenner kommt. Auftrennen ist keine Schande, sondern gehört zum Nähen dazu.

Bevor der Reißverschluss eingesetzt wird, muss die vordere Mittelnaht bis zur Markierung geschlossen und versäubert werden.

Ich arbeite den Reißverschluss an Hosen immer nach „Herrenart“, also der Übertritt geht von links nach rechts. Die Gründe, warum bei Damenbekleidung anders herum ge“zippert“ und geknöpft wird, sind historischer Art und haben mit unserer Realität nichts mehr zu tun. Ich finde die Damenrichtung jedenfalls nervig.

Der Übertrittbesatz wird außen an die linke Kante gesteckt und bis zur Markierung aufgesteppt. Der Taschenbeutel bleibt zurückgeklappt, er wird nicht mitgefasst!

Der Besatz wird nach innen umgebügelt. Nun kann man die Methode des knappen Absteppens wie bei den Tascheneingriffen anwenden, oder, so mache ich es, von außen mit Ziergarn knapp absteppen.

Der Reißverschluss wird umgedreht an die rechte Kante gesteckt. Zwischen der oberen Kante und dem Zipper sollte mindestens 1 cm liegen. Wer noch unsicher mit Reißverschlüssen ist, kann ihn mit Reihgarn fixieren. Zum Nähen des Reißverschlusses braucht man ein entsprechendes Füßchen, das nun eingesetzt wird. Mit diesen Reißverschlussfüßchen kann man knapp an den Zähnen entlang nähen.

Der Reißverschluss wird bis zur Markierung aufgesteppt. Anschließend wird der Stoff umgebügelt, die Nahtzugaben in Richtung der Tasche.

Den Übertritt lege ich auf den Reißverschluss, so dass er verdeckt ist und fixiere die Position an der Taillenkante mit einer Nadel. Dann drehe ich das Stück um und stecke den Reißverschluss auf den Besatz, nicht aber auf das vordere Hosenbein, also Obacht!
Mit dem Reißverschlussfüßchen wird auch hier der Reißverschluss aufgesteppt.

Das vordere Hosenteil wird wieder umgedreht und die Stepplinie für den Besatz aufgezeichnet.

Nun geht’s wieder zurück zur Innenseite. Der Taschenbeutel auf der Übertrittseite kommt nun unter den Besatz, wird aber am Rand soweit gekürzt, dass er passt.

Den Besatz lege ich wieder darüber und fixiere ihn mit ein paar Nadeln.

Auf der Vorderseite stecke ich den Besatz entlang der Stepplinie fest. Die Nadel auf der inneren Seite können dann entfernt werden.

Der Besatz wird wieder jetzt mit dem Ziergarn zweimalig abgesteppt.

Jetzt fehlt noch der Untertritt. Den stecke ich unter den Reißverschluss auf der rechten Seite.

Auf diesem Bild ist besser zu erkennen, wo der Untertritt sitzt. Diesen steppe ich auf der Vorderseite der Hose knapp an dem Reißverschluss entlang fest. Ein bisschen eng wird es am Ende, wo der Übertritt in die Mittelnaht mündet, da ist ein wenig Feingefühl gefragt.

Zum Schluss muss der Untertritt noch am Übertritt fixiert werden, sonst klappt er beim An- und Ausziehen dauernd in der Gegend herum. ;-) Mit einem kleinen Riegel hält das bombenfest.

Die vordere Mittelnaht wird nach Jeans-Art doppelt abgesteppt – fertig ist das Vorderteil.

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Herren-Sakko in Slim-Fit 3

Langsam wird es Zeit für eine Anprobe. Bei allem Vertrauen ins richtige Messen und korrekter Schnittkonstruktion, ist eine gelegentliche Überprüfung am lebenden Objekt sinnvoll.

Seiten- und Rückenteil

Sowohl die Seiten- als auch die Rückenteile müssen vor dem Zusammennähen mit dem Bügeleisen „dressiert“ werden. Mit Druck und Dampf wird vor allem im Taillen- und Schulterblattbereich der Stoff gedehnt, um sie der natürlichen Körperform anzupassen.

Die Seitenteile werden passgenau an das jeweilige Vorderteil genäht und die Nahtzugaben auseinander gebügelt.

Die mittlere Rückennaht wird geschlossen und die vorderen Sakkoteile angenäht. Die Schulternaht wird geschlossen, wobei die hintere Schulternaht nicht gedehnt werden sollte. Beim Schließen der Schulternaht habe ich die Einlage und die Schulterverstärkung aus dem Vorderteil nicht mitgefasst, sondern lasse sie in das Rückenteil hineinragen und hefte sie an die Nahtzugabe der hinteren Schulternaht. Ich weiß zwar nicht, ob das richtig ist, jedoch scheint es mir so glatter zu liegen, als wenn sie mit genäht worden wären.

Danach stecke ich den Saum auf die vorgesehene Länge und bügele die Kante glatt. Zur Anprobe hefte ich den Kragen mit Reihgarn in den Halsausschnitt und an das Revers, so dass das Vorderteil, wie geplant fällt.
Mit der Gesamtlänge ist mein Sohn zufrieden, findet aber, dass der Kragen kratzt. Gut, so eine Rosshaareinlage ist nicht gerade kuschelig, insofern nehme ich den Kommentar als eine Zustandsbeschreibung. Bei der Anprobe stecke ich die vordere Mitte zusammen, um die Weite und den Sitz der Taille zu prüfen. Das ist alles erstmal im grünen Bereich.

Aufgesetzte Taschen ohne Naht

Natürlich gehen aufgesetzte Taschen nicht ohne Naht – jedenfalls nicht nach meinem Kenntnisstand. Der Clou ist, dass man keine Naht sieht. ;-)

Zunächst wird der Sitz der Taschenbeutel auf dem Vorderteil mit Reihgarn markiert. Dafür habe ich den Saum wieder runtergelassen – er wird erst später angenäht.

Den Oberstoff des Taschenbeutels habe ich mit Umschlag und Nahtzugabe zugeschnitten; Das Futter abzüglich des Umschlags, aber auch mit Nahtzugabe. Den Umschlag bügle ich um und nähe das Futterteil gegen. Die Nahtzugabe des Umschlags wird in das Futter gebügelt.

Als nächstes folgt ein kleiner Trick bei runden Kanten: Man braucht dafür eine Vorlage aus kräftigem Papier, in der Form der Tasche, jedoch ohne Nahtzugabe. Am Beginn der Rundung, innerhalb der Nahtzugabe, beginnt man den Stoff mit unauffälligem Garn bis zum Ende der Rundung einzureihen. Der Anfang ist gesichert, das Ende bleibt offen. Das Ganze macht man noch einmal an der zweiten Rundung. Nun wird die Schablone genau auf den Taschenbeutel gelegt und man zieht am Reihfaden, bis die Rundung regelmäßig um die Schablone passt. Das alles wird mit dem Bügeleisen flach gebügelt, ebenso wie die geraden Nahtzugaben nach innen umgebügelt werden müssen.

Beim Futter reicht es eigentlich, es um die Kante der Schablone zu bügeln. Futterstoff lässt sich wesentlich leichter einhalten und ein paar winzige Falten fallen auch nicht besonders auf.

Der Taschenbeutel wird mit der Futterseite, wie auf dem Bild zu sehen, auf die Markierung am Sakko gelegt. Die Kanten müssen ganz genau auf der Markierung liegen und die oberen Ecken auch exakt übereinstimmen. Damit da nichts verrutscht, ist es angesagt, den Taschenbeutel mit Reihgarn zu fixieren. Nun wird in dem Umbruch entlang gesteppt, also der Knick, der beim Umbügeln der Nahtzugaben entstanden ist. Begonnen wird dort, wo der Pfeil hinzeigt, am Umschlag des Taschenbeutels.
Im Anschluss sollten die Nahtzugaben noch mal schön nach innen gebügelt werden.

Soweit vorbereitet wird nun die Tasche umgeklappt und auf das Futter gesteckt. Die Kante der Tasche muss jetzt mit der Hand unsichtbar an den Oberstoff des Sakkos genäht werden. Ich mache das mit einem engen Saumstich.

Wenn’s gut gelaufen ist, sieht der Taschenbeutel in etwa wie auf dem Bild aus. Der Beutel muss jetzt noch vorsichtig ausgebügelt werden, dann war’s das – jedenfalls nach dem zweiten Taschenbeutel. ;-)

Knapp auf Kante – das Revers

Damit die vordere Kante und auch das Revers schön formstabil bleiben, wird knapp hinter der Nahtzugabe ein Baumwollband auf die Einlage genäht. Einmal im Bereich des Revers und einmal an der Kante bis zum Saum. Zwischen den beiden Strecken bleibt eine kleine Lücke für den Reversumbruch. An der Umbruchkante des Revers wird ebenfalls ein Band zur Verstärkung aufgenäht.

In der Gänze sieht es dann so aus. An der abgerundeten Saumkante muss das Band sorgfältig eingehalten werden, damit keine Falten entstehen.

Der Unterkragen ist jetzt auch mit dem Revers vernäht und alles wird schön ausgebügelt. Mittlerweile nimmt das Sakko Form an.

Bevor es an das „Innenleben“ des Sakkos geht, schneide ich noch den Oberkragen zu. An der Halsausschnittkante wird eine Überrollweite von ca. 3 mm hinzugefügt. Die ist dazu da, die Wölbung des Oberkragens zum unteren auszugleichen.

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Die Rokoko-Schnürbrust Teil 4

Die Schnürbrust geht in die Zielgerade. Allerdings mit viel Schmerz. Das Kantenband anzunähen hat mir mehrfach einen blutigen Zeigefinger gekostet, weshalb ich immer wieder ein paar Tage Heilungspause einlegen musste.

Der erste Schritt war das Kantenband von außen anzunähen. In den inneren Rundungen musste Mehrweite eingehalten werden, um auf der Rückseite ausreichend Band zu haben. Schwieriger wurde es das Band von innen anzunähen. Nicht so sehr das Nähen als solches, sondern weil sich in den inneren Rundungen der Stoff „staut“. Da gilt es, den Stoff möglichst geschickt zu drapieren.

Schnürband

Im Vorfeld hatte ich bereits zwei Bänder aus Seide genäht. Die waren in Schussrichtung zugeschnitten und daher nur 1,40 m lang, halt so breit wie der Stoff. Für die vordere Schnürung war das auch absolut ausreichend, da diese auf Kante geschnürt wird. Für die hintere Schnürung hat’s leider nicht gereicht. Da ich den Stoff nun mal nicht breiter machen kann und in Kettrichtung nicht mehr genug Stoff vorhanden war, musste eine andere Lösung her. Zunächst habe ich mich in Stoffläden und im Internet umgeschaut, aber eine farblich passende Kordel war nicht zu finden. Auch ein festeres Garn, das man zu einer Kordel hätte drehen können, ist mir nicht untergekommen.

Nun könnte man ja zwei Streifen aneinander nähen und somit eine ausreichende Länge erreichen. Das Problem, das ich dabei gesehen habe, ist der Zug, der auf den Streifen beim Schnüren ausgeübt wird. An diesem Punkt, so befürchtete ich, ist eine Naht nicht stabil genug. Die Lösung, die ich gefunden hatte, war eine schmale Kordel in den Streifen einzunähen und den Zug somit auf die Kordel zu verlagern. Die Streifen habe ich wie eine Kantenbandverlängerung zusammengenäht.

Die Nahtzugaben werden in eine Richtung gebügelt. So liegt der Zug auf dem Stoff und nicht auf der Naht. Zudem ist die Naht beim umnähen nicht so knubbelig, wenn sie schräg verläuft.

Die Kordel wird nun an einer Seite an den Streifen genäht. Dabei habe ich sowohl Kordel als auch den Stoffstreifen gedehnt, damit die Nähte beim Schnüren nicht reißen. Der Zug, der beim Schnüren entsteht, bringt beide zur maximalen Ausdehnung; dem galt es vorzubeugen.

Nachdem die Kordel festgenäht war, habe ich die gegenüberliegende Kante umgeschlagen und die Kordel (mit dem Stoff) auf den Umschlag gezwirbelt. Der Stoff sollte möglichst stramm um die Kordel liegen. Nun kann der Umschlag auf die Kordel-Stoff-Rolle genäht werden.

Trägerbefestigung

Jetzt brauchen die Träger nur noch eine dekorative Verbindung, hier in Form einer Schleife. Aus dem Rest der Seide ließen sich noch zwei Streifen schneiden. Die Streifen habe ich am Ende abgeschrägt; die Schleifen sollen schöne Enden bekommen.

Mit einem Rollsaum werden die Schleifen versäubert und durch die Ösen gezogen. Letztlich wären auch breitere Streifen durchgegangen und die Schleife hätte etwas üppiger ausgesehen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sich breitere Streifen nicht nachher im Obergewand durchdrücken. Insofern bleibt es, wie es jetzt ist.

Finale

Den Abschluss macht die Anprobe. Erst habe ich die hintere Kordel locker durch die Ösen gezogen, die Schnürbrust wie eine Jacke angezogen und vorne auf Kante geschnürt. Die hintere Schnürung musste dann mein Göga strammziehen. :-)

An dem Bild sieht man deutlich, dass sich in der Mitte des Rückens ein leichter „Fisch“ bildet. Das liegt daran, dass die Taille – da nun mal ohne Knochen – leichter zu schnüren ist, als die Rippen. Insgesamt finde ich: sitzt, passt und hat keine Luft! Das Tragen einer Schnürbrust ist ein wenig befremdlich, aber nicht unangenehm. Anderseits bringt das Öffnen der Schnürbrust ein unvergleichliches Gefühl der Befreiung mit sich. :-D

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Herren-Sakko in Slim-Fit 2

So, nach längerer Pause, bedingt durch den Umzug, geht’s nun weiter mit dem Sakko. Ich beginne mal da, wo ich beim letzten Artikel geendet hatte: bei den Schulterpolstern.

Schulterpolster

Bei meinem Stoffhändler erstand ich letztens ein sehr festes Vlies, das sich zur Herstellung von Schulterpolstern hervorragend eignet. Auf dieser Seite fand ich eine schöne Anleitung zur Erstellung eines Schulterpolster-Schnitts. Anders als die Autorin, habe ich die „Schichten“ jedoch in einzelnen Stücken aufgebaut: Von dem Schnitt habe ich eine Kopie erstellt und an der runden Seite ca. 1 cm weggenommen, davon wiederum eine Kopie erstellt und wieder 1 cm verschmälert.

Das Ganze habe ich insgesamt fünfmal gemacht. Tatsächlich habe ich aber nur vier Schichten gebraucht, das hängt eben davon ab, wie dick die Schulterpolster letztendlich werden sollen. Bei allen Teilen ist die Schulterlinie am Ärmelansatz und zum Hals hin markiert; die Teile werden an dem Ärmelansatz aufeinander, an der Schulter in einer Linie gelegt. Die einzelnen Schichten habe ich aufeinander pikiert – eine schöne Vorabübung für die Rosshaareinlage. ;-) Die Polster sind nur knapp 1 cm hoch, das reicht mir aber, um die Schulter ausreichend zu betonen. Für die Rundung habe ich es anfänglich, wie im Blogartikel vorgeschlagen, mit einem zusammengerollten Handtuch probiert. Das war aber Mist. Zum Schluss legte ich mir das Polster auf den Oberschenkel und habe es an der Hose festgesteckt. Etwas unkonventionell, aber danach ging es ganz gut.

Schnitt übertragen

Nach der Korrektur des Schnittes versuchte ich mal die Übertragungsmethode, wie auf dem verlinkten Video zu sehen ist, d.h. den Schnitt auf den Stoff legen, beschweren und mit Kreide um den Schnitt herumzeichnen. Es klappte erstaunlich gut; ehrlich gesagt hatte ich befürchtet, dass sich der Stoff beim Anzeichnen verzieht. Zusätzlich habe ich noch alle Passzeichen, die Hauptlinien, Abnäher, Reverstasche, die vordere Mitte und den Bruch des Revers eingezeichnet. Anschließend kommen noch die Nahtzugaben hinzu.

Danach habe ich aber doch noch die Stofflagen mit Nadeln fixiert, um die Linien durchzuschlagen. Dafür näht man mit Heftstichen auf den markierten Linien entlang und lässt bei jedem Stich den Faden eine Schlaufe bilden, wenn’s geht natürlich regelmäßig.

Eine schematische Darstellung und Erklärung des Vorgangs findet sich auf dieser Seite. Die untere Seite sieht, im Gegensatz zur oberen, schön sauber aus.

Zum Schluss werden alle Teile mit den Nahtzugaben ausgeschnitten. Jetzt können die beiden Stofflagen vorsichtig auseinander gezogen und die Fäden durchtrennt werden.

Bevor ich mit der Einlage weitermachen kann, müssen die vorderen Abnäher geschlossen werden. Die Spitzen sind mit einem Streifen Stoff hinterlegt – so lässt sich zum einen die Spitze besser nähen und sieht zum anderen nach dem Umbügeln besser aus. Nach dem Umbügeln der Abnäher muss das Vorderteil „dressiert“ werden. Es muss jetzt nicht Männchen machen oder über ein Stöckchen springen, sondern wird in Form gebügelt. Dafür werden bestimmte Abschnitte mit Dampf gedehnt oder eingehalten. Dem Stoff wird so eine gewisse Form gegeben, so dass er besser am Körper liegt, bzw. fällt.

Die Rosshaareinlage

Die Rosshaareinlage für das Vorderteil benötigt einen eigenen Schnitt, der sich vom Schnitt des Vorderteils unterscheidet. Durch den zusätzlichen Abnäher an der Schulter wird der Brustbereich modelliert – es entsteht eine Art „Beule“, die die Brustmuskulatur hervorhebt (so vorhanden).

Die Abnäher habe ich mit jeweils mit einem Streifen Futterstoff hinterlegt und die Kanten, gegeneinander gelegt, auf dem Streifen mit einem Zick-Zack-Stich fixiert. Nun sieht man, dass sich diese „Beule“ bildet. Der Einschnitt zum Revers bleibt offen.

Als nächstes stecke ich die Einlage auf das Vorderteil. Die Taillenabnäher sollten aufeinander liegen und auch die restlichen Markierungen passen.

So fixiert, kann die Einlage auf das Vorderteil gereiht werden. Dabei sollten auch einige Reihnähte senkrecht bis zum Ende der Einlage führen, so dass sich nichts verzieht und die Einlage da bleibt, wo sie sein soll.

Bevor ich nun an dem Vorderteil weiterarbeite, mache ich erstmal den Kragen – sozusagen als Übungsstück. Der Unterkragen wird ebenfalls mit Rosshaareinlage verstärkt.

Unterkragen pikieren

Den Schnitt des Kragens übertrage ich auf die Einlage und gebe die Nahtzugabe bei. Zusätzlich wird der Verlauf des Kragenstegs eingezeichnet. Die Einlage schneide ich aus und lege sie auf ein passendes Stück Stoff. Der Stoff braucht vorerst nicht zugeschnitten zu sein.

Zur Verstärkung des Kragenstegs steppe ich an der Steglinie entlang, in Längsrichtung. Am Ende drehe ich das Stück unter der Maschine und steppe knapp darunter wieder zurück, dort drehe ich wieder, usw.. Der Kragensteg wird also in einer langen Zick-Zack-Reihe knapp abgesteppt.

Wenn der Steg soweit fertig ist, kommt die Handarbeit in Form von Pikieren. Mit dem Pikieren wird die Einlage blind auf den Oberstoff genäht. Bis jetzt hatte ich das noch nie gemacht und musste mich an Bildern orientieren. Insofern sind die Stiche, wie am Kragen zu sehen ist, nicht besonders formschön; es hält aber und auf der Oberseite ist so gut wie nichts zu sehen. Und es hat mir ein Gefühl dafür gegeben, wie es gemacht werden muss.

Nach dem Pikieren kann auch der Kragen zugeschnitten werden, was ja nun nicht mehr besonders schwierig ist. Der Kragensteg wird umgebügelt und der gesamte Kragen in Form gebracht. Dafür wird er einige Male mit umgeklapptem Kragensteg am Hals der Schneiderpuppe gedehnt bis er sich der Form des Halses anschmiegt.

Am Revers klappt das Pikieren schon deutlich besser – Übung macht eben doch den Meister, auch wenn die Stiche immer noch nicht meisterhaft sind. Wird schon noch. Also, beide Revers sind pikiert. Im Schulter- und Armlochbereich kommt noch eine zusätzliche Verstärkung mit einem festen Vlies. Es ist übrigens dasselbe wie bei der Herstellung der Schulterpolster.

Auf ein sogenanntes Plack habe ich verzichtet, da bei dem dünnen Oberstoff eine weitere Schicht darunter zuviel gewesen wären. Das Sakko soll schon noch bequem sein und nicht einer Ritterrüstung ähneln.

Das ist vorerst das grobe Innenleben des Sakkos. Als nächstes muss aus den Einzelteilen überhaupt eine Art Sakko werden, zumindest etwas, das mal anprobiert werden kann.

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Herren-Sakko in Slim-Fit

Sohnemann macht Abitur und wird deshalb demnächst eine Abiturfeier haben. Dazu gehört für einen jungen Mann – meist zum ersten Mal in seinem Leben – eine formelle Kleidung in Form eines Sakkos.

Da ich kürzlich einige Schnittkonstruktionsbücher für Herrenbekleidung gekauft hatte, liegt es natürlich nahe, die Theorie in die Praxis umzusetzen. In den Grundzügen zum Erscheinungsbild des Sakkos waren mein Sohn und ich uns einig: Es sollte eine Slim-Fit-Form haben und nicht allzu lang sein, schwarz sein, ein Einreiher mit zwei bis drei Knöpfen und einem verkürzten Revers. Darüber hinaus gingen unsere Vorstellungen auseinander; ich hätte gerne etwas Pfiffigeres entworfen, er wollte einen Banker-Pinguin-Sakko. In Anbetracht des Materials und der Arbeit, und dass er sonst das Sakko auch nicht tragen würde, beugte ich mich den Wünschen meines Nachwuchses.

Schnitt erstellen

Nun habe ich ja schon einige Male einen Blazer für mich gemacht, ein Herren-Sakko allerdings noch nicht. Aus Erfahrung weiß ich, dass zwischen einem Grundschnitt mit individuellen Maßen und einer guten Passform reichliche Änderungen liegen. Zudem möchte ich dieses Sakko eher in traditioneller Art erstellen, im Sinne von Maßschneiderei, und nicht nach Konfektion. Das heißt: keine Bügeleinlage, sondern pikierte Einlagen.

Zunächst stehen aber erstmal das Vermessen von Sohnemann und der Grundschnitt an. Neben den normalen Maßen messe ich auch ein Teil der errechneten Maße, um sie mit den errechneten abzugleichen. Hinter der Konstruktion steht ein System, das in der Regel passt, aber eben nicht passgenau. Da ich, wie gesagt, noch kein Herren-Sakko gemacht habe, folge ich vorerst dem Grundschnitt, mache ein Probeteil und sehe, an welchen Maßen ich noch drehen muss.

Nachdem der Grundschnitt erstellt ist, überprüfe ich die Länge der Nähte und die Gesamtweite. Anschließend kopiere ich ihn (mit den wichtigsten Konstruktionslinien) und konstruiere das Revers und den Kragen.

Material

Bezüglich des Materials für die Einlagen stehe ich im Moment ein wenig auf dem Schlauch. Das Fachbuch hält sich da ziemlich bedeckt und unkonkret. Mein Stoffhändler ist zwar ein notorischer Sakkoträger, aber was das Innenleben angeht auch ziemlich ahnungslos. Da hilft nur das Internet. Bedingt jedenfalls. Nach einer ausgiebigen Recherche bin ich auf einen Stoffhandel gestoßen, der Rosshaareinlage führt und sich in erreichbarer Nähe befindet. Ansonsten sieht es in Bezug auf Herren-Sakko und deren Ausarbeitung echt dünn aus.

Bei meiner Suche bin ich auf ein schönes Video gestoßen, das ich euch nicht vorenthalten möchte. Ein Maßschneider am Werk, zeitlich gerafft aber Boah! :eek:

Erste Anprobe

Vorweg kann ich sagen: mache kein Probeteil für ein Sakko aus Nessel! Da lässt sich so gut wie nichts dressieren und einhalten. Der Fall des Stoffes ist auch für’n Eimer. Das einzige, was ich daraus gewonnen habe ist, dass das Sakko tatsächlich Slim-Fit ist, mit der Betonung auf slim. Hier passt das Rückenteil prima, aber im Brustbereich muss ein wenig Mehrweite rein. Die Ärmellänge ist auch im grünen Bereich. Diese Änderungen kann ich somit in den Schnitt übernehmen, muss aber trotzdem noch mal ein Teil in einem Wollstoff machen.

Ich könnte jedoch alternativ erstmal die Schulterpolster machen …

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