Die Einzelteile des Rückenteils und der Vorderteile sind zusammengenäht, somit geht es nun an das „Gerüst“ des Vorderteils: der Einlage. Sie formt das Vorderteil und gibt ihm Stand.

Sowohl für die Einlage als auch für den Plack verwende ich Rosshaar, allerdings in unterschiedlicher Qualität. Durch das Unterlegen mit Batist ist das Gesamtvolumen des Oberstoffes so stark geworden, dass es durchaus eine stärkere Einlage verträgt.

Einlage vorbereiten

Den Schnitt für die Einlage entwickle ich aus dem Vorderteilschnitt; an der Schulter wird die Einlage ein wenig verlängert und von der unteren Kante des Armausschnitts verläuft eine geschwungene Linie bis zum Brust-/Taillenabnäher. An der Schulter wird die Einlage ein Stück eingeschnitten und mit einem Keil hinterlegt. Einige führen den Schnitt zum Halsausschnitt, der Effekt scheint aber derselbe: es geht um Mehrweite im Bereich des Schlüsselbeins. Der Brustabnäher wird nur auf einer Seite eingeschnitten und übereinander gelegt. Die Kante ist mit einem Hexenstich fixiert.

Für den Plack wird ein eigener Schnitt erstellt. Die Weite des Brustabnähers wird aufgeteilt: einmal von der Seite etwas oberhalb des Brustpunkts und von der vorderen Kante etwas unterhalb des Brustpunktes endend. Auch hier werden die Abnäherkanten übereinander gelegt und mit Hexenstichen befestigt.

Plack und Einlage müssen nun miteinander verbunden werden. Der Brustpunkt liegt aufeinander und ist Orientierung. Unterhalb der Schultererweiterung habe ich die Teile aufeinander geheftet, darüber liegen die Einlagen lose. Der Plack wird an der Schulter ebenfalls eingeschnitten und etwas auseinander gezogen, so dass die Kanten von Einlage und Plack übereinander liegen; die Kanten werden gesteckt. Der Plack wird mit Pikierstichen an der Einlage befestigt. Dabei habe ich die Einlage über meine Oberschenkel gelegt, damit der Plack auch im Brustbereich die entsprechende Rundung erhält.

Zum Abschluss decke ich die Kanten des Placks mit einem Baumwollschrägband ab, damit die Fasern nicht durch den Stoff dringen können. Hier sieht man eine Einlage von vorne und eine von hinten. Zum Schluss wird die Einlage gebügelt und die Brust mit dem Bügeleisen ausgeformt.

Die Einlage einsetzen

Die beiden Lagen werden jetzt aufeinander gesteckt. Ausgangspunkt ist wieder der Brustpunkt, dort stecke ich die erste Nadel.

Am leichtesten fand ich das Stecken an der Puppe, da diese die natürlichen Rundungen wiedergibt. Beide Lagen müssen im gleichen Fadenlauf liegen. Nach dem Brustpunkt stecke ich entlang des Reversbruchs und dann am Armausschnitt entlang. Von oben arbeite ich mich bis zum Saum herunter. Dabei muss der Oberstoff immer wieder leicht in Gegenrichtung gestrichen werden – die Lagen dürfen nicht stramm aufeinander gesteckt sein. Allerdings sollten auch keine Stauchungen im Oberstoff entstehen.

Wenn der Oberstoff schön glatt auf der Einlage liegt, keine Stauchungen oder sonstige Zugfalten entstehen, kann die Einlage geheftet werden. Dies geschieht in drei Reihen: die erste verläuft am Halsausschnitt über den Reversbruch an der vorderen Kante entlang bis zum Saum und dem Ende der Einlage. Die zweite Reihe geht, leicht gebogen, neben der senkrechten Brustlinie bis zum Tascheneingriff entlang. Die letzte Reihe beginnt am Armausschnitt und führt bis zur Seitennaht und folgt dann der Rundung der Einlage bis zur zweiten Reihe. Alle drei Reihen beginnen ca. 5 cm unterhalb der Schulter. Der Sitz wird abschließend nochmals überprüft.

Revers pikieren

Soweit gesichert, bereite ich das Pikieren der Revers vor.

Zur Orientierung zeichne ich mir Linien auf die zu pikierende Fläche auf. Gearbeitet wird vom Bruch ausgehend in Richtung der Reversspitze, bzw. des Reversrands. Die ersten zwei Pikierreihen liegen vor der Bruchlinie im Vorderteil.

Nach diesen beiden Reihen beginne ich erst das eigentliche Revers zu pikieren. Einlage und Oberstoff sind nicht gesteckt und nicht geheftet. Beim Pikieren werden die Stofflagen immer rund gehalten, damit die Einlage ausreichend Raum für den Umbruch hat. Die ersten zwei bis drei Reihen werden parallel zur Bruchlinie pikiert. Anschließend drehe ich die Richtung und folge den Hilfslinien, pikiere also vom Bruch zum Rand.

Wenn sich zum Schluss das Revers freiwillig nach außen dreht, hat man nicht viel falsch gemacht. ;)

Abschließend wird die Einlage an den vorderen Kanten zurück geschnitten, so ungefähr 2 mm weniger als die Nahtzugabe und ordentlich durchgebügelt.

Die Kanten verstärken

Die Einlage ist, bis auf das pikierte Revers, nur mit den Heftreihen an dem Oberstoff fixiert. Das ist natürlich keine Dauereinrichtung. Also muss die Einlage mit dem Oberstoff verbunden werden. Dies erreicht man mit einem Schrägband, das an die vorderen Kanten genäht wird. Ein zusätzlicher und erwünschter Nebeneffekt ist, dass das Band die Kanten stabilisiert und vorm Ausleiern schützt.

Für diesen Zweck habe ich ein normales, vorgefalztes Baumwollschrägband der Länge nach halbiert. Die handelüblichen Bänder haben eine Breite von 4 cm, so dass ich zwei Streifen á 2 cm erhalten habe. Die Falz wird auseinander gebügelt und das Band dabei auf Zug gehalten, also gedehnt. Anschließend habe ich Zweidrittel der Breite wieder eingeschlagen und gebügelt.

Das Band wird mit der Bügelkante an den Rand der Einlage gelegt, die breitere Seite liegt oben. Das Band sollte stramm an der vorderen Kante entlang aufgesteckt werden. Als erstes wird die äußere Kante des Schrägbandes an den Oberstoff genäht, danach die innere Kante nur an die Einlage. Knapp hinter der Reversbruchlinie wird ebenfalls ein Kantenband angenäht.

Da nun die Vorderteile soweit fertig sind, kann ich die Seiten- und Schulternähte schließen und die Paspel von dem Rückenteil über die vorderen Kanten bis oberhalb des Revers annähen.

Um mit dem nächsten Schritt, die Belege, weitermachen zu können, muss der Jackentorso gesäumt werden. Ich hatte dazu bereits einen kleinen Artikel geschrieben, so dass ich mir hier eine erneute Ausführung spare.
Ergänzend dazu wird im Vorderteil der Taschenbeutel mit Hexenstichen an der Einlage und der Saumeinlage befestigt. So kann er sich später nicht verdrehen, knicken oder sonstige unschöne Verrenkungen machen.