Ein schöner Saum rundet ein Kleidungsstück an seinem unteren Rand harmonisch ab. Gerade bei hochwertigen Stoffen lohnt es sich, Zeit in einen gut gearbeiteten Saum zu investieren.

Um einen schönen Saum zu erhalten, wird der untere Teil des Kleidungsstücks mit einem zusätzlichen Stoff hinterlegt. Die Wahl der Einlage richtet sich nach dem Obermaterial und der Form des Kleidungsstücks. Mit einer Einlage kann der untere Teil auch stabilisiert und/oder geformt werden, somit liegen in der Materialwahl unendliche Möglichkeit der Gestaltung.

Richtig liegt man in der Regel mit einer Organza – sie beschwert nicht, stabilisiert aber. Sie wäre auch die erste Wahl bei leichten Oberstoffen. Bei festeren Stoffen kann es durchaus schon Batist oder ein leichter Leinenstoff sein, bei schweren Stoffen mitunter sogar Rosshaar.

Wie auch immer die Wahl aussieht, die Saumeinlage wird im 45°-Winkel, also exakt schräg zugeschnitten. Die Höhe ist von Kleidungsstück, dem Fall des Stoffes und dem Entwurf abhängig. In meinem Beispiel habe ich eine Höhe von 8,5 cm gewählt. Es ist ein Godet aus Leinen an einer Damenjacke aus einem Wollseiden-Gemisch. Als Einlage für den Godet habe ich eine Organza zugeschnitten.

Falls nicht schon nach dem Zuschnitt die Saumkante durchgeschlagen wurde, so ist jetzt der Zeitpunkt, die Saumkante zu markieren. Hier mit einem Heftfaden.

Die zugeschnittene Einlage wird ca. 1cm unterhalb der Saumkante angelegt und gesteckt. Die Stofflagen werden vorsichtig nach oben gestrichen und auch dort gesteckt. Da der Godet schräg verläuft, habe ich die untere Kante anschließend bei geschnitten.

Da in diesem Beispiel der Godet angesetzt ist, hier lege ich die Einlage über die Nahtzugabe. Geht die Einlage über die gesamte Breite, so wird für jedes Teilstück ein Streifen Einlage zugeschnitten, die sich an den Nahtzugaben überlappen. Der Grund für diese Vorgehensweise liegt darin, dass wenn eine Änderung in der Weite nötig ist, nicht die gesamte Einlage herausgetrennt werden muss, sondern nur ein Teilstück.

Die Einlage wird am Rand mit einem Pikierstich auf der Nahtzugabe fixiert.

Die durchsichtige Einlage erlaubt es, knapp unterhalb der Saumkante ebenfalls den Pikierstich zu benutzen. Dabei ist darauf zu achten, dass von dem Oberstoff wirklich nur ein Fädchen mitgefasst wird.

Zur Verdeutlichung habe ich mal ein weißes Garn benutzt. Die vier linken Stiche sind nicht korrekt ausgeführt.

Dreht man den Stoff um, so sieht man den Faden deutlich durchscheinen. Mit farblich passendem Garn ist das zwar kein Beinbruch, aber muss ja nicht sein.

Eine Alternative zu dem Pikierstich ist der Saumstich, vor allem, wenn die Einlage nicht durchsichtig ist. Auch hier wird der Stich knapp unterhalb der Saumkante geführt.

Nachdem die Einlage am Saum befestigt ist, fixiert man auf der anderen Seite die Seitenkante, ebenfalls mit einem Pikierstich, auf der Nahtzugabe.

Nun muss die Einlage am oberen Rand angenäht werden. Eine Variante ist der Saumstich. Auch hier darf nur ein Fädchen vom Oberstoff aufgenommen werden.

Der Stich ist locker auszuführen – ist der Faden zu stramm, so ist das vorne am Oberstoff zu sehen, spätestens dann, wenn der Stoff sich ein bisschen dehnt.

Die zweite Variante ist der Hexenstich, der ebenfalls locker ausgeführt werden sollte und auch hier nur ein Fädchen vom Oberstoff … ihr wisst schon. ;-)

Nachdem die Einlage nun rund herum fixiert ist, wird die Saumzugabe umgelegt und am unteren Rand geheftet. Danach wird die gebügelt. Ist der Saum ein wenig rund, so kann mit dem Bügeleisen die Mehrweite ein wenig eingehalten werden.

In meinem Beispiel habe ich eine klar markierte Saumkante und einen leichteren Stoff – da habe ich die so umgelegt und gebügelt.

Die umgebügelte Saumzugabe wird geheftet …

… und der Rand mit einem Saumstich an die Einlage genäht. Und zwar nur an die Einlage, bitte nicht den Oberstoff mitfassen!

Zum Schluss wird alles noch mal glatt gebügelt und umgedreht. Tadaaa, ein wunderschöner, glatter Saum. :-D

Saum-Variation

Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Abweichend von der beschriebenen Vorgehensweise habe ich noch ein anderes Beispiel von derselben Jacke. Aus Stoffmangel gibt es hier keine Saumzugabe.

Deshalb habe ich eine Paspel an die Saumkante genäht (Pfeil unten) und möchte einen Streifen des Oberstoffs innen gegensetzen.
Die Überlappung fällt hier sehr gering aus (Pfeil oben); es ist sowieso nur die 1 cm Nahtzugabe da, für Änderungen bleibt da nichts übrig. ;-)

Die Einlage ist diesmal ein leichter Baumwollstoff, der den Oberstoff mehr unterstützt. Die Jacke ist zum Saum hin leicht ausgestellt und ich möchte, dass sie ein wenig Stand hat.

Durch die Paspel und den angesetzten Saumstreifen kommen viele Schichten Stoff aufeinander. Deshalb habe ich die Einlage nur bis zur Saumkante geschnitten und mit einem Hexenstich befestigt.

Nun wird der Saumbeleg gegen genäht.

Jetzt liegen auf der Kante an Nahtzugabe drei und mit Oberstoff und Beleg insgesamt fünf Lagen Stoff aufeinander. Zu diesem speziellen Fall habe ich keine konkrete Vorgehensweise gefunden. So habe ich mir überlegt, ich mache es wie beim Verstürzen des vorderen Belegs und schneide die Nahtzugabe des Oberstoffs zurück.

Die Nahtzugabe der Paspel und des Belegs nähe ich an die Saumeinlage, so dass sie sich (hoffentlich) nicht mehr aufbauschen können, also immer glatt liegen. Den Beleg bügle ich noch mal glatt, stecke ihn und säume ihn an.

Diese Saumvariante ist kein gesichertes handwerkliches Vorgehen, sondern eine persönliche Lösung in diesem konkreten Fall. Es ist aber immer gut zu wissen, wie es „richtig“ geht. Hier war die Überlegung: Wenn es an der vorderen Kante glatt wird, so spricht nichts dagegen, dass es auch am Saum funktioniert. Im Zweifelsfall macht eben der Versuch kluch. ;-)