Das Wochenende ist endlich vorbei und ich kann mir die heiß ersehnten Miederstäbe besorgen. Nach dem Vermessen der verbliebenen leeren Tunnel bin ich auf fehlende 3 Meter gekommen, das heißt, in dieses Teil sind locker 12 Meter Stäbe gegangen. Dabei habe ich sie noch nicht mal eng aneinandergesetzt. Da ich sowieso in den Stoffladen musste und dort neben den Stäben auch günstige Kordel erstanden habe, bin ich auch kurz in den Baumarkt angesteuert, eine Ahle kaufen.

Die Schnürung

Nach dem Versenken der restlichen Stäbe müssen erstmal die Tunnelöffnungen oben und unten geschlossen werden. Da ist Handarbeit angesagt, denn unter die Maschine geht das nicht. Danach ging es gleich an die Schnürung. Historisch korrekt ist nicht die Turnschuhschnürung, sondern die Spiralschnürung. Dazu müssen die oberen und unteren Löcher parallel sein, die anderen sind gegeneinander versetzt.

Hier kommt nun die Ahle ins Spiel: Nach dem Anzeichnen der Löcher, wird der Stoff mit der Ahle an den Markierungen durchstochen. Dadurch werden die Stofffasern nicht beschädigt, sondern nur zur Seite verdrängt. Die Löcher werden mit Garn umstochen, so dass sie ziemlich stabil werden. Nun muss ich aber Asche auf mein Haupt streuen, da ich so im Fluss war, dass ich glatt vergessen hatte zwischendurch Fotos zu machen. Sogar die erste Anprobe ist schon gelaufen.

Ausarbeitung

Die Anprobe hat ergeben, dass entweder der Stoff sehr dehnbar ist, oder mein Oberkörper weit aus mehr zusammen gequetscht werden konnte, als angenommen. Jedenfalls war die Schnürbrust ein Hauch zu weit. Ich habe die vordere Schnürung auf Kante gemacht und nachdem die hintere Schnürung angepasst war (Gatte war behilflich), lagen die hinteren Stäbe übereinander. Zur Überprüfung habe ich den Schnitt auf die Schnürbrust gelegt. Es zeigten sich keine Abweichungen, insofern hat nicht der Stoff nachgelassen, sondern ich war besonders „quetschfähig“.

Nun habe ich allerdings keine Lust die Seitennähte wieder aufzutrennen, zumal in den Nahtzugaben auch auf beiden Seiten Miederstäbe liegen, die auch entfernt und die Tunnels ebenfalls aufgetrennt werden müssten. Außerdem sind mir die vorderen und hinteren Spitzen ein wenig zu lang – hinten geht’s bis zum Steißbein und vorne bis an das Schambein. Da meine ich, dass 2 cm weniger besser sind. Die obere Kante ist soweit perfekt und kann so bleiben. Ich werde die Schnürbrust zwar nicht tragen, aber als Test war’s ganz okay. Im Übrigen habe ich auch vor, mir für Rokokobekleidung eine Schneiderpuppe auf Maß zu machen, da kann ich die Schnürbrust gut brauchen, wenn ich dann eingewickelt werde. Das Figürchen muss da stimmen.

Trotzdem möchte ich die Schnürbrust soweit fertig stellen, dass sie tragbar wäre, wohl ohne Oberstoff und ohne die Zaddeln zu versäubern. Diesen Akt tue ich mir erst an, wenn es mit dem modifizierten Schnitt an ein finales Modell geht. Zunächst kommen die Träger dran. Die habe ich vierfach zugeschnitten, liegen also, wie die restliche Schnürbrust, doppelt. Sie werden jeweils von vorne und hinten angenäht und hochgeklappt, so dass die Nahtzugaben innen liegen.

Jetzt muss ich das Teil noch mal anprobieren, um zum einen die Länge der Träger zu bestimmen und zum anderen den Sitz der Träger zu überprüfen. Sie sollten an der Naht schön glatt am Körper anliegen und nicht beulen. Dann werden die Träger schön rund geschnitten und mit Nadeln fixiert.

Es folgt ein meditativer Arbeitsgang: das händische Versäubern der oberen Kanten und Träger mit Kantenband. Wie gesagt, die Zaddeln schenke ich mir für dieses Mal. Es kommen noch Löcher in die vorderen und rückwärtigen Träger, die wieder umnäht werden – Kordel durch und fertig! Sie ist zwar keine Schönheit, erfüllt aber ihren Zweck.

Und noch einmal mit „Inhalt“. ;-)

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