Der schöne gefilzte Wollstoff ist bereits zum Teil zu einer Jacke für meinen Sohn verarbeitet worden und nun steht eine Jacke für mich auf dem Programm. Im Military-Stil soll sie sein, leicht tailliert, aber schlicht geschnitten, hinten etwas über das Gesäß gehend. Und vor allem mit Taschen – bei Jacken kann ich nicht ohne.

Der Schnitt

Für den Schnitt der Jacke gehe ich von einem einfachen Grundschnitt aus, natürlich auf meine Maße passend. Da ich keine ausgesprochenen sichtbaren Abnäher möchte, verlege ich den vorderen Taillenabnäher schräg horizontal verlaufend in die Seitennaht. In diesen verlegten Abnäher wird der Tascheneingriff gearbeitet.

Zum Verlegen der hinteren Taillenabnäher habe ich auf Taillenhöhe den Schnitt geteilt und die jeweiligen Abnäher zusammen gelegt. Den daraus entstandenen Jackenschoß habe ich in der Breite gedrittelt und ein Drittel in das Vorderteil verlegt.

Die Ärmel sind zweiteilig, der Kragen einfach und ohne Steg. In Anbetracht der Dichte des Filzes wäre ein Kragen mit Steg einfach viel zu dick. Für den Military-Stil sind die Epauletten natürlich unverzichtbar, ja wenn nicht geradezu eine Pflicht. Die Taschenbeutel brauche ich nur in einfacher Ausfertigung, weil sie nur innen gegen genäht werden. Damit wäre der Schnitt soweit komplett.

Zusätzlich zu dem Wollfilz schneide ich den Kragen, die Epauletten und zwei Belegstreifen für die vordere Kante in einem leichten, hellgrauen Wollstoff zu. Die Belegstreifen werden mit Vlieseline verstärkt, damit die vordere Kante formstabil bleibt und die Knopflöcher später nicht ausleiern. Die Teile aus dem hellen Wollstoff haben 1 cm Nahtzugabe, die Teile aus dem Wollfilz, bis auf die inneren Ärmelnähte (auch 1 cm), nur 0,5 cm. Der Kragen und die Epauletten in Wollfilz haben an ihren Außenkanten gar keine Nahtzugabe.

Das Nähen

Das Zusammennähen ist verhältnismäßig einfach: Die Kanten werden 1 cm übereinandergelegt und jeweils von vorne und hinten knapp an der Kante abgenäht. Bei einem so dicken Stoff wie den Wollfilz ist es einfacher die beiden übereinanderliegenden Stoffteile mit Reihgarn zu fixieren. Das Ergebnis sieht dann wie eine Kappnaht aus. Bei der Schulternaht habe ich innen ein Baumwollband mitgeführt, so dass der Ärmelansatz später nicht weiter über die Schulter runterrutscht, die Schulter also schön formstabil bleibt.

Die Taschenbeutel werden an der oberen Kante des vorderen Abnähers angesetzt, die untere Kante rechts und links des Beutels festgenäht. Der Beutel selbst ist von hinten auf den Oberstoff aufgenäht.

Soweit nun die Jacke ohne Ärmel, von vorne und von hinten, und in einer Detailansicht der hinteren Nähte. Der Kappnaht-Effekt ist bei dem dunklen Stoff leider nur schwer zu erkennen.

Bevor die Ärmel eingesetzt werden können, muss ich zuerst die Epauletten fertig stellen. Und weil ich gerade das Garn dazu passend auf der Maschine habe, kommt der Kragen gleich mit dran. Bei den Epauletten ging es noch, den hellen Stoff einfach umzubügeln, festzustecken und zu nähen. Bei dem Kragen muss der Stoff aber mit Reihnähten fixiert werden, damit er sich nicht verzieht. Vor allem an der Halskante, die später an den Halsausschnitt angesetzt wird.

Die oberen Nähte der Ärmel werden wie bei dem Vorder- und Rückenteil genäht, also 1 cm übereinander gelegt. Die Innennaht wird normal vernäht. Wären sie übereinander, so ließe sich die Naht mit einer normalen Nähmaschine gar nicht von oben bis unten nähen. Diese Nähte bügle ich von innen mit viel Dampf auseinander.

Die Epauletten werden nun auf der Schulter an dem Ärmelansatz fixiert. Auch die Nähte am Ärmelansatz liegen 1 cm aufeinander – das heißt, es ist jetzt etwas Fummelsarbeit, die Ärmel einzusetzen. Ich habe die Ärmel auch mit Reihgarn fixiert, weil der Zug unter der Maschine jetzt schon etwas größer wird. Da die gesamte Jacke am Ärmel hängt, ist es unter dem Nähmaschinenarm nun ein bisschen eng. Aber was lange währt, wird endlich fertig.

Es fehlen noch der Kragen und die vordere Knopfleiste. Der Kragen wird von innen an den Halsausschnitt genäht, bis zum Ansatz der vorderen Mitte, das heißt er stößt vorne nicht aneinander, sondern lässt die Knopfleiste aus. Die Nahtzugaben der Belege werden nach innen gebügelt, die Belege innen an die Kante gesteckt und festgenäht.

Jetzt kommt noch die meditative Arbeit an den Knopflöchern und das Annähen der Knöpfe. Ich habe ganz hübsche Metallknöpfe mit 20mm Durchmesser gefunden, die ein florales Motiv haben. Das macht einen nicht ganz so militärischen Eindruck. An der vorderen Knopfleiste sind 7 Knöpfe, in einem Abstand von 9 cm. Die Epauletten werden auch mit je einem Knopf gehalten – dafür braucht man aber kein Knopfloch.

So, das war’s auch schon. Das Ergebnis sieht dann so aus:

Die Jacke ist im Winter lecker warm und jetzt, bei frühlingshaften Temperaturen um die 10° – 12° C, auch draußen völlig ausreichend.