Warm, robust und praktisch. Sohn und Frau tragen ihn bereits – Mann trägt in Kürze auch Filz. Bei diesen winterlichen Ostertemperaturen ist es ja noch nicht zu spät. :-) Die Grundlage bildet der klassische Herrenschnitt, den ich bereits für die Jacke meines Sohns erstellt habe.

Schnittanpassung

Der Vergleich der Maße erlaubt die Verwendung dieses Schnittes, allerdings mit einigen Abwandlungen. Mein Sohn ist deutlich größer und auch schlanker als mein Gatte. Die Schulterbreite ist gleich, ebenso wie die Kragenweite. Auch die Taille liegt in etwa auf derselben Höhe. Insofern ist die Länge der Jacke zu reduzieren und die Ärmel müssen entsprechend gekürzt werden. Hier musste ich ihn jedoch neu aufstellen, da der Abstand von Schulter zu Ellbogen bei den beiden unterschiedlich ausgefallen ist – also einfach unten kürzer ist da nicht drin.

Die weiteren Änderungen beziehen sich auf körperliche Besonderheiten des Gatten: wenig besonders ist der Bauchansatz, der in dem Alter nicht unüblich ist, aber in unserem Fall moderat ausfällt. Hier ist Brustweite gleich Taillenweite. Das ist noch recht leicht über die Taillenreduzierung im Vorder- und Seitenteil auszugleichen.

Etwas aufwändiger wird die zweite Besonderheit, nämlich der runde Rücken im oberen Bereich. Der Unterschied zur errechneten Rückenlänge liegt bei ca. 2 cm, was bei gekauften Jacken immer dazu führt, dass der hintere Saum mittig stets nach oben stippt. Diese 2 cm müssen also ausgeglichen werden. Auf der Höhe, an der die Rundung liegt, wird der hintere Schnitt um 2 cm auseinandergezogen. Damit der Ärmelumfang nicht größer wird, muss ein Einschnitt von der Schulter auf die Erweiterungslinie gezogen werden. Diese Linie wird aufgeschnitten, ebenso wie vom Ärmel zu dieser Linie. Der abgetrennte Schulterbereich wird soweit gedreht, bis die horizontale Linie auf die untere Erweiterungslinie trifft. Dadurch ergibt sich im Schulterbereich ein Abnäher.

Nun ist so ein Schulterabnäher mit dickem Filzstoff nicht so besonders gut zu nähen – er würde jedenfalls deutlich auftragen. Also gestalte ich es zu einer Passe um. Dafür wird der vormals abgetrennte Schulterteil wieder zurückgedreht, bis die senkrechten Linien wieder aufeinander passen. Nun ist stattdessen eine Lücke im Ärmelbereich entstanden.

Der Rückenbereich wird an der oberen Trennungslinie horizontal durchgeschnitten. Die entstandenen Ecken könnten zwar jetzt ein wenig abgerundet werden, das ist aber bei dem dicken Stoff nicht wirklich erforderlich. Das folgende Bild zeigt das fertige Rückenteil mit Passe, beide schon mit Nahtzugabe.

Reihen und Stecken

Nach dem Zuschnitt muss auf den einzelnen Teilen der Abstand markiert werden, bis wie weit die Teile aufeinanderliegen. Das Vorgehen habe ich bereits für meine Jacke beschrieben. Den Abstand markiere ich mit Reihgarn. Es müssen auch nur die Teile markiert werden, auf denen die benachbarten Schnittteile aufliegen. So lassen sich die Teile prima aufeinander stecken – immer schön am Rand der Markierungslinie lang. Rückenteil und Ärmel habe ich schon mal vorbereitet:

Nachdem diese Teile genäht sind, werden die Seitenteile an das Rückenteil gesteckt und genäht. Die Ärmel werden an der Innennaht geschlossen und der obere Abstand mit Reihgarn markiert.

Die Taschenbeutel

Bevor nun das Vorderteil an das Seitenteil gesteckt wird, sollten zunächst die Taschen gearbeitet werden. Das ist jetzt noch einfacher, als wenn die gesamte Jacke unter der Nähmaschine bewegt werden muss. Den Tascheneingriff habe ich ebenfalls mit Reihgarn markiert. Die Taschenbeutel werden nach der Schnittvorlage entsprechend von hinten auf das Vorderteil aufgesteckt und rundherum festgenäht.

Anschließend wird an der Reihnaht entlang der Tascheneingriff aufgeschnitten und die Reihfäden entfernt.

Nun kann auch das Vorderteil an das Seitenteil genäht werden.

Die Schulternähte werden auch aufeinander gesteckt. Hier fixiere ich aber die beiden Stofflagen mit Reihgarn. Innen soll nämlich ein stabiles Baumwollband mitgeführt werden, um die Schulterbreite zu erhalten. Filz neigt auf Dauer dazu, sich zu dehnen, nicht viel, aber soviel, dass sich der Ärmelansatz über die Schulter nach unten zieht. Diesen Effekt verhindert ein nichtdehnbares Gewebe. Das Ganze sieht dann nachher so aus:

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