Zum Jahreswechsel hatte ich mir vorgenommen mehr Kleider für mich zu nähen. Nachdem ich bei unserem Umzug zahlreiche Kisten mit Stoffen geschleppt hatte, wird es Zeit mal aus diesem Fundus zu schöpfen. Herausgefischt habe ich eine Ton-in-Ton-Kombination aus einem, mit Blütenranken bestickten, dunkelblauen Kattun und einem dunkelblauen Spitzenstoff.
Da der Kattun relativ fest ist, eignet er sich nicht für „kleinere“ Kleidungsstücke wie Blusen oder Hemden. Selbst für einen Rock wäre er noch zu steif. Vorstellen könnte ich mir ihn allerdings als eine leichte Sommerhose oder als ein bauchiges Kleid.
Schnittentwicklung
Die Schnittentwicklung startet mit dem Grundschnitt, den ich mit dem Kopierrad auf einen neuen Bogen Papier übertrage.
Da der Grundschnitt nur bis zur Hüfte reicht, verlängere ich die Linien bis zur gemessenen Saumkante. Von der Saumkante messe ich nach oben den Abstand ab, bis wo das Rockteil ausgestellt sein soll. Unterhalb dieser Linie wird die Weite bis zum Saum gerade fortgeführt. So entsteht die „bauchige“ Form des Kleides.
Im oberen Bereich ist das Kleid körperbetont, deshalb werde ich Teilungsnähte machen. Da der Entwurf sowohl für das Vorder- als auch für das Rückenteil einen asymmetrischen Ausschnitt vorsieht, muss ich jedes Teil extra zeichnen – ich kann somit nicht über die vorderen und hinteren Mitten spiegeln.
Linienführung mithilfe der Schneiderpuppe
Der vordere Ausschnitt war zeichnerisch schwer zu erfassen, jedenfalls war ich mir nicht sicher, ob er letztlich so geführt ist, wie ich ihn vorgesehen hatte. Also habe ich ein halbes Kleid in einem Billigstoff zugeschnitten und zusammen genäht. Meine „It’s me“- Schneiderpuppe bekam mit einem schmalen Band die Haupthilfslinien verpasst.
Auf dem Stoff habe ich ebenfalls die Hilfslinien eingezeichnet, so dass ich das Kleid genau an diesen Linien an der Puppe feststecken kann. Mit einem Bleistift habe ich den Verlauf des Ausschnittes eingezeichnet. Da es ja nur ein halbes Kleid ist, liegen die Ausschnittlinien beider Seiten übereinander.
Verlegen der Abnäher
Hier sind die vorderen Schnittteile, einschließlich des Belegs für die vordere „Klappe“. Dort habe ich den Brustabnäher in die Seite verlegt, um einen einteiligen Beleg zu erhalten – mir wäre es zu steif gewesen, wenn dort zwei Teilungsnähte aufeinander lägen. Den Taillenabnäher auf dieser Seite habe ich ein wenig verkürzt, er endet unterhalb der Brust.
Nur den vorderen Brustabnäher musste ich behalten, allerdings habe ich ihn in drei kleine Abnäher aufgeteilt. So müsste die Formung unter der Brust ein wenig weicher und natürlicher ausfallen.
Nach dem grundsätzlichen Verlegen der Abnäher spiegle ich die jeweiligen Hälften zu einem ganzen Vorder-, bzw. Rückenteil. Jetzt wird die Linienführung aus dem Kleid auf die Oberteile übertragen.
Das Oberteil endet auf den Seiten mit den umklappbaren Teilen im Bruch der „Klappe“ und ist insofern schräg geschnitten. Die andere Seite wird an den Oberstoff angesetzt, was an den Aussparungen gut zu sehen ist.
Der Ärmel soll kurz sein, so um die 6-7 cm lang. Damit er beim Tragen nicht zu eng ist und beim Heben des Arms nicht gleich das ganze Kleid mit hochzieht, muss er am Saum erweitert werden. Dazu habe ich den Ärmel in einige Segmente unterteilt und fächerförmig auseinander gezogen.
Entgegen des Entwurfs habe ich mich entschieden, die klappbaren Oberteile von der linken auf die rechte Seite zu verlegen. Das hat zwei Gründe: zum einem kommt in die linke Seitennaht ein Reißverschluss, das geht mit dem Baumwollstoff leichter als mit der Spitze. Und ist auch haltbarer. Zum anderen trage ich meine (Umhänge-)Tasche über der Schulter von links nach rechts. Hätte ich das Kleid strikt nach dem Entwurf gemacht, so hätte der Knoten von den Bändern unter dem Taschengurt gelegen und gedrückt. Da habe ich doch lieber bequem!
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