In etwa, … oder so ähnlich. Wie auch immer, jedenfalls hatte ich hier seit einiger Zeit ein Reststück Dekostoff liegen, das mit seinem Muster und seiner Webart ein integraler Bestandteil des Gelsenkirchener Barocks gelten kann. Dieses Stück wollte unbedingt eine Hose werden. Manchmal sehe ich einen Stoff und der muss einfach ein bestimmtes Kleidungsstück werden.

Dieses Reststück reichte gerade knapp für eine Hose. Angeboten hat sich der Schnitt für meine perfekte Jeans, also eine 5-Pocket-Sofa-Jeans. Als ob das nicht schon genug wäre, flüsterte mir die Hose leise zu: “Pimp mich! Bretzel mich auf! Ich bin noch lange nicht kitschig genug!“

Und wie es der Zufall so will, lagen hier einige Spiegelchen rum. Material, das ich mir mal besorgt hatte, weil ich gerne etwas mit Shisha machen wollte, bis jetzt aber noch keine konkrete Idee hatte. Shisha ist eine indische Verzierungstechnik, bei der kleine Spiegelchen umstickt auf Stoff genäht werden. Wen diese Technik interessiert, der suche im Internet mal nach „mirror work“.
Diese Spiegelchen habe ich locker auf den unteren Teil der Hosenbeine verteilt. Damit sie nachher leichter aufzusticken sind, habe ich die äußere Seitennaht bis über das Knie wieder aufgetrennt.

Da ich die Spiegel ungern aufkleben wollte, um ihre Position zu fixieren, habe ich lange Stecknadeln genommen und sie damit eingeklemmt.

Danach ging es ans Aufsticken. Es gibt da -zig Varianten, auch Blütenformen, mit denen man die Spiegel feststicken und verzieren kann, was aber bei diesem Stoff doch ein Hauch zuviel gewesen wäre.

Da ich schon mal dabei war zu sticken, riefen die kleinen, unscheinbaren blauen Blumen im Muster, sie möchten ebenfalls ein wenig betont werden. Natürlich auch eher dezent. ;-)

Danach konnten die Seitennähte wieder geschlossen werden. Ursprünglich hatte ich geplant, den Saum in einer Kontrastfarbe einzufassen oder einen Umschlag anzunähen. Mir schwebte da ein dunkelroter Samt vor, der aber leider nirgends aufzutreiben war.
Was farblich so einigermaßen passte, war ein changierender Taft und der Rest der schoko-braunen Seide meiner Rokoko-Schnürbrust. Beides war nicht wirklich überzeugend.

Da die Länge der Hose nicht mehr viel für einen Saum her gab, habe ich aus einem farblich passenden, neutralen Stoff Belege zugeschnitten. Diesen Stoff hatte ich bereits in der Innenseite des Bundes und für den Reißverschlussbeleg verwendet, weil der Dekostoff doppellagig einfach zu dick war. Durch einen Beleg fällt nur 1 cm in der Länge weg, ein anständiger Saum hätte mehr benötigt.

Die Belege werden von außen angenäht, umgeklappt und gebügelt und auf der Belegseite knapp abgesteppt. So legt sich der Beleg besser nach innen um. Die obere Belegkante habe ich mit der Hand angenäht, da auf der Vorderseite ein Spiegelchen in der Nahtlinie lag.

Die Hose ist jedenfalls ein Hingucker – allein schon wegen des Musters. Die Spiegel und die Stickerei fallen erst auf den zweiten Blick auf, was ich aber einen sehr schönen und vor allem nachhaltigen Effekt finde. Die Passform habe ich schon vor dem Sticken getestet: Den Schneidersitz kann ich bequem einnehmen, das ist mein ultimatives Okay für eine Hose. Der Stoff selbst ist sehr fest, also eine Sommerhose ist das nicht, aber ein Farbtupfer im Winter. ;-)