Im ersten Teil ging es um die Vorbereitung, Zuschnitt und den Innenaufbau der Jacke. Bis jetzt liegen also noch immer die Einzelteile da, die nun endlich zu einer Jacke zusammenfinden sollen.
Nähte schließen
Nachdem nun alle Vorarbeiten erledigt sind, können die die Außennähte geschlossen werden. Aus praktischen Gründen klappe ich die Futterkante nach innen und stecke sie fest, so dass sie mir nicht in die Nähte rutschen können. Die geschlossenen Nähte werden auseinander gebügelt – am besten auf einem Ärmelbrett – und die Nahtzugaben danach etwas zurück geschnitten.
Belege
Und da ich schon mal dabei bin, bekommt auch der untere Saum einen Beleg. Dies ist jetzt wieder eine persönliche Entscheidung, da ich eine integrierte Fransenkante haben wollte. Wer lieber eine Bordüre anbringen möchte, der hat sich (hoffentlich) vorher eine Saumbreite zugeschnitten. Dann wird der Saum natürlich nur einfach umgeschlagen.
Futternähte schließen
Soooo, nun kommt endlich das Futter dran. Ich lege mir die Jacke über ein Ärmelbrett damit das Futter beidseitig rund fallen kann und lege die Nahtzugaben des Futters um. Zwischen der letzten Quiltnaht und den Kanten sollte etwas Luft sein, so ca. 2-5 mm, so dass das Futter nicht zu stramm anliegt. Meistens kann man mit ein wenig Fingerdruck auf die umgeschlagenen Kante ein sichtbaren Kniff erzeugen, der es möglich macht beim Zurückschlagen der Nahtzugaben diese ein wenig zurück zu schneiden, falls es nötig sein sollte. Da hat man dann eine Orientierung für die Nahtlinie.
An der vorderen Kante wird das Futter ebenfalls mit ein bisschen Dehnungsweite angeheftet – die Futterkante liegt ein wenig hinter dem Bruch.
Die so gehefteten Futterkanten können nun mit der Hand aneinander genäht werden. Für eine glatte und saubere Naht bietet sich der Matratzenstich an, der keinen sichtbaren Wulst hinterlässt.
Die Ärmel
Wie bei einem klassischen Ärmel bleibt die innere Naht vorerst offen, damit der Ärmelschlitz und das Futter gearbeitet werden können. Das weitere Vorgehen entspricht dem des Oberteils: Die innere Naht am Oberstoff schließen und ausbügeln, den Ärmel nach innen drehen und über ein Ärmelbrett ziehen, die Futternaht mit Dehnungsweite fixieren und nähen. Zum Abschluss wird das Futter gegen den Saum genäht. Die Ärmel können nun eingesetzt werden.
Hier mal ein kurzer Zwischenstand nach dem Einsetzen der Ärmel. Den Ärmelkopf habe ich mit einem eigenen Ärmelfisch ausgeformt. Wer gerne Schulterpolster einsetzen möchte, sollte das vor dem Schließen des Schulter- und Ärmelfutters tun. Da ich sehr gerade Schultern habe, habe ich lediglich ein Stück Domette-Vlies im Schulterbereich pikiert.
Taschen aufsetzen
Ohne Taschen geht es bei mir nicht. Zuerst habe ich die Taschenbeutel mit dem Futter verstürzt und dann an der angezogenen Jacke die Position bestimmt. Diese wird mit Heftgarn markiert, die Taschen aufgelegt, ebenfalls mit Heftgarn fixiert und dann mit feinen Stichen per Hand angenäht.
Nun müssen noch die Knöpfe positioniert und angenäht werden.
Das Goldkettchen
Die Jacke wird noch mal schön aufgebügelt und zum krönenden Abschluss kommt ein Kettchen an den Saum. Das Gewicht sorgt für einen glatten Sitz des Saumes, sollte aber nicht gerade eine Ankerkette sein. Mein örtlicher Baumarkt bot zahlreiche Ketten verschiedener Art und Größe an; das Gewicht richtet sich letztlich an der Schwere des Oberstoffes, je schwerer der Stoff umso schwerer die Kette, das muss man dann spontan vor Ort entscheiden. Und sie muss auch nicht unbedingt golden sein.
Mit dem Annähen der Kette habe ich erst ca. 6 cm hinter der vorderen Kante begonnen, die durch die Einlage, Knöpfe usw. vorne stabil genug ist. Der Faden liegt immer kurz vor der Kreuzung der Kettenglieder, dadurch bleibt die Kette schön glatt. Ich habe erst die eine Seite der Kette genäht und dann die andere, also einmal den Saum entlang hin und wieder zurück.
Fertig ist das gute Stück! Durch das eingenähte Futter bekommt die Jacke nicht nur einen wunderbaren Griff, man kann auch leicht rein und raus schlüpfen und sie trägt sich sehr angenehm.
Wer die Jacke mit Bordüren verzieren möchte, kann dies zum Abschluss noch tun. Hier gibt es unendlich viele Möglichkeiten, eine Bildersuche im Internet kann einem da unzählige Anregungen geben.
Zurück zur Chanel-Jacke Teil 1
Hallo, ich habe schon einige Chanel-Jacken genäht und nehme als Futterstoff das gute elastische Futtermaterial. Da spare ich mir die aufwendige Verarbeitung der Seide. Der Tragekomfort ist besser und nicht so verschleißanfällig wie die Seide, besonders wenn man sehr schwitzt.
Gruß Petra
Hallo Petra, natürlich kann man das auch so machen, wie du es machst – ich gebe da nichts sklavisch vor. Ein elastisches Futter ist sicher sinnvoll, wenn man auch einen dehnbareren Oberstoff verwendet, ob nun durch Elastikfasern oder durch die Webart. In der Regel kommt man aber ganz gut mit einem normalen Futterstoff hin, dem man ja auch eine gewisse Mehrweite zugeben sollte und damit eine eventuelle Dehnung des Oberstoffs auffängt. Der Tragekomfort der jeweiligen Futterstoffe hängt aber auch vom persönlichen Empfinden des Trägers ab. Ich danke dir aber ganz herzlich für deinen konstruktiven Kommentar, da er anderen Lesern unterschiedliche Perspektiven bietet.
Rein aus Interesse…? Wieviele Arbeitsstunden hast du dafür gebraucht? Sieht in jedem Fall sehr gut aus…
Pew! Ich habe zwar keine Zeiterfassung gemacht, aber unter 30 Stunden wird es nicht gewesen sein. Ein großer Zeitfresser sind natürlich das Quilten und die Paspelknopflöcher.
Hallo, ich lese ganz gespannt diesen Beitrag, weil ich mir auch ein solches Projekt auferlegt habe. Nur nähere ich mich dieser Art des Nähens zum erstem Mal und habe ein paar (viele) Fragezeichen in den Augen. Also bitte entschuldigen Sie meine Laienfragen: Das Aufpikieren des Futters ist quasi das „Feststecken“ und wird wieder entfernt, nachdem das Futter gequiltet ist?
Hallo Ivonne, du beziehst dich eher auf den Teil 1 des Tutorials. Da hast du völlig richtig kombiniert: die Heftfäden werden natürlich nach dem Quilten wieder entfernt. Es lässt sich einfach viel besser nähen, wenn keine Nadeln verwendet werden, zumal ja auch das Risiko besteht, nicht nur dass Maschinennadel auf die Stecknadeln trifft und verbogen werden kann, sondern sich die Nadeln lösen und durch die Stichplatte in den Transport und/oder die Spule fallen und Schaden anrichten können. Generell ist das Heften zwar erstmal aufwendiger, erleichtert aber auch das Handnähen ungemein, weil sich der Nähfaden nicht in den Stecknadeln verheddern kann.
Vielen Dank!!!
Hallo,
ich hätte da noch eine Frage: Wie haben sie das, an der Ecke, wo Vorderkante auf Haltausschnitt trifft mit den Belegen bzw mit dem Umschlagen der Kante gemacht, dass eine saubere Ecke ohne Wulst entsteht? Haben sie die Ecke etwas eingeschnitten, damit es überlappt und sauber liegt?
In der Regel mache ich eine Briefecke: Ich schlage die Kante vom Halsbeleg und die vordere Kante in einem 45° Winkel zur Ecke um, fixiere sie und bügle darüber, so dass ein sichtbarer Bruch entsteht. Dann klappe ich die Kanten wieder auf, kürze die Ecke ein wenig ein, lege die Kanten wieder aneinander und nähe sie zusammen. Der Clou ist das richtige Bügeln zum Schluss. Dafür nutze ich ein glattes Hartholz. Die Ecke wird heiß bedampft (das Bügeleisen möglichst nicht aufdrücken) und drücke das Holz auf die Ecke. Das wird wunderbar flach. Es gibt fertige Holzpressen, man kann sich sowas aber auch leicht selbst basteln.
Sehr schön geworden!
Ich danke dir.