Viele Wege führen nach Rom, heißt es. Ähnlich verhält es sich mit Verarbeitungstechniken. Die hier übliche Methode der Ärmelschlitzverarbeitung an einem Herrenhemd hatte ich bereits in einem früheren Artikel vorgestellt. Vor einiger Zeit ist mir eine Ein-Teil-Variante der Schlitzverarbeitung begegnet, die ich mal ausprobieren und hier vorstellen möchte.

Am Anfang steht auch hier eine Schablone für die Schlitzabdeckung. Diese Schablone beinhaltet sowohl den schmalen Einfassstreifen als auch den Übertritt. An Ende des Artikels habe ich eine 1:1 Schablone zum Ausdrucken bereit gestellt, ihr könnt euch aber anhand des Bildes eine eigene Schablone erstellen. Die Nahtzugaben betragen rundherum 0,75 cm, an der unteren Kante wählt ihr die Nahtzugabe, die ihr an der Ärmelunterkante vorseht. In meinem Fall beträgt die Nahtzugabe dort einen Zentimeter.

Am Ärmel ist der Schlitz markiert und der ist ebenso lang wie der Schlitz in der Schablone. Der Schlitzbeleg wird auf der Rückseite des Ärmels angelegt. Dabei zeigt die hohe Seite des Beleges in den Ärmel, die kurze Seite zur hinteren Nahtkante.

Nun wird die Schlitzlinie des Beleges genau auf die Schlitzlinie des Ärmels gesteckt.

Anschließend wird einmal um die Linie herum gesteppt. Der Abstand ergibt sich aus der Schablone. Um die Ecken habe ich die Stichbreite verringert.

Der Schlitz wird jetzt an der Linie aufgeschnitten, bis ca. einen Zentimeter vor der oberen Nahtlinie. Von dort aus jeweils schräg bis zur Ecke. Bitte seid hier sehr vorsichtig – nicht in die Naht schneiden!
Wie man auf dem Bild sehen kann, habe ich die Nahtzugaben des Beleges bereits umgebügelt.

Die kurze Seite wird vorsichtig über die Naht zum Schlitz hin gebügelt, …

… die lange Seite ebenfalls.

Den ganzen Beleg drehe ich nun auf die Vorderseite des Ärmels. Die obere Kante der Schlitznaht wird glatt gebügelt – natürlich möglichst ohne Fältchen. ;)

Die gebügelten Umbruchkanten an dem Einfassstreifen sind zu erkennen.

Diese werden zweimal umgeschlagen und festgesteckt. Die Kante liegt knapp über der Naht.

Der Einfassstreifen wird abgesteppt.

An dem Übertritt wird die Nahtzugabe an der inneren Ecke schräg eingeschnitten. Für das Dreieck schlage ich an der langen Seite oben den Beleg um 45° um und bügle die entstandene Kante.

Die gegenüberliegende Seite wird auf die Kante umgeschlagen und ebenfalls gebügelt.

Den gesamten Übertritt lege ich nun über den Einfassstreifen und stecke ihn fest. An den Seiten habe ich mir markiert auf welcher Höhe ich übersteppen muss, um den untenliegenden Einfassstreifen mitzusteppen.

Letzter Akt: Das Absteppen des Übertritts. Das kreuzweise Steppen erhöht zwar die Stabilität, ist aber auch eine Frage des Geschmacks. Wer’s mag, kann’s machen.

Ein Blick auf die Rückseite verrät, dass das Ergebnis dem der üblichen Methode gleicht.

“Zwei-Teil” vs. “Ein-Teil”

Letztlich tun sich die zwei Varianten wenig. Das Ergebnis ist gleich, eine Zeitersparnis habe ich nicht feststellen können. So bleibt es eine Frage der Gewohnheit und/oder welcher Methode man den Vorzug gibt. Bei beiden Varianten ist genaues Markieren und Arbeiten für ein sauberes Ergebnis notwendig, und, wie immer: bügeln, bügeln, bügeln. ;)

Hier noch die versprochene Schablone zum Ausdrucken:
Schablone Ärmelschlitz (83 kb)