Die Rokoko-Schnürbrust Teil 3
Echte Handarbeit braucht Zeit. Das Futter und der Oberstoff sind geheftet und die Anprobe ist jetzt positiv verlaufen. Zur Anprobe hatte ich auch schon mal die inneren Träger angeheftet, die ebenfalls passten. Jetzt mussten nur noch die oberen Träger heftet und genäht werden. Außerdem sind die 56 Schnürösenlöcher auch schon (wieder) umnäht, es kann also weitergehen.
Kanten einfassen
Für die Kanten oben und an den Zaddeln hatte ich mir bereits aus der Seide Schrägstreifen zugeschnitten und entsprechend umgebügelt. Zunächst fasse ich die oberen Kanten ein. Ich nähe erstmal das Schrägband an der Außenseite auf und nähe durch alle Stoffschichten. So bleibt der Rand schön sauber und die Stofflagen sind fixiert.
Einmal rum, wird das Schrägband umgeschlagen und mit einem Saumstich an der Innenseite festgenäht. Auch dieses Mal bin ich nicht um kaputte Fingerkuppen herumgekommen. Zwar habe ich einen Fingerhut benutzt, richtig damit zurecht gekommen bin ich mit ihm aber nicht. Vielleicht bastele ich mir etwas aus festem Leder, das sich besser um den Finger legt und leichter ist.
Am schwierigsten sind die Rundungen an den Trägern. An der Außenseite geht es noch einigermaßen leicht zu nähen, innen jedoch muss der Saumstich sehr eng genäht und dabei die Mehrweite (durch die Rundung) gleichmäßig eingehalten werden. Richtig spaßig wird’s bestimmt mit den Zaddeln, die bestehen ja nur aus Rundungen. Die Träger bekommen noch jeweils eine Schnüröse gestickt und damit ist der obere Rand fertig. Für die Verbindung der vorderen und hinteren Träger muss ich mir noch zwei Bänder aus Seide nähen.
Zaddeln anzeichnen und schneiden
Zum Anzeichnen der Zaddeln nehme ich mir den Schnitt und lege ihn genau auf die Außenkante. Mit einem spitzen Bleistift kann ich nun am Anfang und Ende der Linien durch das Papier stechen und die Punkte markieren. Mit einem Lineal verbinde ich die Punkte, mit einem Kurvenlineal den Verlauf der runden Taillenlinie. Am besten startet man mit der Seite des Schnitts, wo die Linien zu sehen sind. Die so entstandenen Löcher erleichtern das Anzeichnen mit der Rückseite.
Die Rokoko-Schnürbrust Teil 2
Das war niederschmetternd, zumal beim Anhalten der Basis noch alles in Ordnung schien. Also musste es etwas mit dem Oberstoff und/oder dem Futter zu tun haben. Nachdem ich erstmal meinen Frust ausleben musste und meine Fingerkuppen wieder geheilt waren, machte ich mich an das Auftrennen der Schnürösen. So schnell lasse ich mich nicht entmutigen – das wollte ich jetzt wissen!
Das Trennen hat fast so lange gebraucht, wie das Nähen, da ich die Basis so wenig wie möglich beschädigen wollte. Nachdem alle Teile wieder getrennt vorlagen, stellte sich heraus, dass sowohl das Futter, als auch der Oberstoff schmaler als die gedehnte Basis waren. Was war also passiert?
Ich nehme an, dass die Krümmung des Basisteils durch die Stäbe und durch die Dicke der Stäbe selbst, der Ober- und Futterstoff zu stramm gelegen haben. Sie haben beim Auflegen glatt, aber nicht super stramm angelegen. Offensichtlich hat die Menge aber nicht mehr gereicht, als die Schnürbrust geschnürt, also gedehnt, wurde.
Mein Glück im Unglück war, dass ich noch gerade ausreichend Seide und Futterstoff übrig hatte, um einen zweiten Versuch zu starten.
Diesmal habe ich exakte Zugaben geschnitten, so dass ich ausmessen konnte, wie weit die Zugaben über die vordere und hintere Mitte überstehen. Nachdem die Seitennähte geschlossen waren, habe ich wieder die Seitennähte der Basis genau auf die Seitennähte des Futters geheftet. Die Zugaben an den Mitten habe ich soweit überstehen lassen, wie zugeschnitten und mit Nadeln gesteckt. Anschließend habe ich das Basisteil über meinen Oberschenkel gelegt, so dass der Futterstoff gut auf der Basis aufgelegen hat. Jetzt passte auch die Weite bis zur Kante. Zwischen den Stäben habe ich den Futterstoff eng auf die Basis gesteckt. Danach sah sie sehr gespickt aus.
Nach dem Stecken habe ich reichlich in Längsrichtung die Stoffteile geheftet. Es sieht jetzt zwar ein wenig beulig aus, aber darauf falle ich nicht noch mal rein. Das Ganze muss ich jetzt noch mit dem Oberstoff machen, bevor es wieder an die Ösen geht. Vielleicht versuche ich es diesmal mit einem Fingerhut, obwohl ich den sehr behindernd finde. Meine Fingerkuppen werden es mir aber bestimmt danken.
Die Rokoko-Schnürbrust Teil 1
Es ist immer gut ein Probestück zu fertigen, wenn es um so passgenaue Teile geht, wie bei einer Schnürbrust. Nachdem sich das Probeteil als zu weit erwiesen hat, muss ich meinem Schnitt also schmaler machen. Hinten lagen die Stäbe übereinander, somit ist mindestens ein Zentimeter zuviel Weite. Da aber auch noch in Taille Luft war, kann es ruhig noch weniger sein.
Schnittanpassung
Insofern habe ich aus dem Rückenteil ein Zentimeter herausgenommen und aus der Seitennaht jeweils einen halben Zentimeter. Das macht auf die Gesamtweite vier Zentimeter weniger. Die Schnürung muss ja hinten nicht auf Kante liegen, wenn also eine Lücke vorhanden ist, ist es auch nicht weiter tragisch. Die Trägeransätze habe ich nach der Weitenentnahme wieder korrigiert. Deren Sitz fand ich in dem Probestück ganz in Ordnung. Die Länge des hinteren Trägers konnte ich anhand des Probeteils festlegen. Außerdem habe ich in dem neuen Schnitt schon mal die Lage der wichtigsten Stäbe eingezeichnet.
Der Zuschnitt
Der Zuschnitt erfolgt wie bei der Probeschnürbrust: die vorderen und hinteren Mitten der Schnittteile liegen auf dem Stoffbruch. Beim letzten Mal hatte ich als Basisstoff einen festen Nessel verwendet. Als so fest hat er sich dann doch nicht rausgestellt, da er als eine einfache Leinwandbindung verwebt war. Die Kett- und Schussfäden ließen sich leicht auseinander ziehen und schienen mir anfälliger beim Verschleiß, gerade an den Stabenden. Deshalb habe ich mir diesmal einen Nesselköper besorgt, der dichter verwebt ist und hoffentlich einer höheren Belastung standhält.
Nachdem die Seitennähte geschlossen sind, lege ich die Nähte genau aufeinander, stecke sie fest und fixiere alles mit Reihgarn. Der Rest des Teils wird ebenfalls gesteckt und mit Reihgarn die Lagen fixiert. Dabei ist mir dann glühend heiß aufgefallen, dass ich über die Taille hinaus die Seitennähte zusammengenäht hatte, somit zwei Zaddeln zu einem gemacht hatte. Dumm gelaufen, aber wofür gibt’s Nahttrenner.
Die Tunnel
Nach dem Abnähen der Tunnel habe ich rundherum 7,5mm Rand eingezeichnet, für die Versäuberung mit dem Kantenband. Erstmal müssen aber die Stäbe rein.
Schon beim Probeteil bemerkte ich, dass das Schneiden der Miederstäbe einfacher war, als häufig in anderen Blogs geschildert. Das kann möglicherweise an der Schere liegen. Nachdem bei meiner Haushaltsschere der Kunststoffgriff eingerissen war, nahm ich mir eine andere. Und siehe da: das Zuschneiden wurde unendlich mühsam, als ob die Schere nur an dem Stab nagt. Auch eine andere Schere war der totale Mist. Ich habe dann noch eine alte Stoffschere mit guter Klinge ausfindig gemacht, die für Stoffe zu stumpf geworden war. Und damit ging’s wie durch Butter.
Also, mit einer guten Schere geht alles viel einfacher!
Oberstoff und Futterstoff
Für den Oberstoff habe ich einen schönen, milchschokolade-farbenen Seidenstoff gefunden. Davon habe ich mir gleich 1,50 Meter gesichert, da ich daraus noch die Schnüre und das Schrägband machen möchte. Als Futter hatte ich noch einen naturfarbenen Baumwollstoff mit eingewebten Längsstreifen in meinem Fundus. Beide werden nach dem Schnitt zugeschnitten, allerdings mit reichlich Zugabe an der vorderen und hinteren Kante, und ein bisschen Zugabe an den oberen und unteren Kanten.
Ich beginne mit dem Futter. Die geschlossenen Seitennähte werden exakt auf die Seitennähte der Basis gelegt und festgesteckt. Nun muss das Futter glatt auf der Basis verteilt und ebenfalls mit Nadeln fixiert werden. Anschließend nähe ich entlang der der Seitennaht und der Kanten mit Reihgarn. Einige Zentimeter von den vorderen und hinteren Kanten entfernt, fixiere ich das Futter auch noch mal mit Reihgarn.
Die Schnürleiste
Zwischendurch habe ich schon mal die Schnürbänder genäht. Diese habe ich quer zum Stoff zugeschnitten, also über die Breite des Stoffes. Der war 1,40 Meter breit, die Streifen sind entsprechend lang und ca. 2 cm breit. Diese Streifen habe ich auf beiden Längsseiten doppelt eingeschlagen und die Kanten aneinander genäht.
Beim Anzeichnen der Schnürlöcher habe ich festgestellt, dass der Oberstoff nicht richtig stramm um den ersten Stab liegt. Dadurch, dass der Stoff immer wieder verrutscht ist, sind die Markierungen für Löcher unterschiedlich vom Rand entfernt. Also stecke ich den Oberstoff so, dass er kein Spiel mehr hat und reihe knapp hinter dem ersten Stab.
So gerüstet kann ich die Schnürlöcher exakt anzeichnen. Beim Probeteil hatte ich einen Abstand von 4 cm gewählt, der mir aber ein wenig zu groß war. Diesmal nehme ich einen Abstand von 3 cm, auch wenn mehr Löcher zu nähen sind. Das erste und letzte Loch sollte ein bisschen Abstand zum unteren/oberen Rand haben, da dort noch das Schrägband angenäht werden muss. Mit der Ahle steche ich vorsichtig in den Stoff und schiebe sie drehend langsam durch. Das mache ich ein paar Male von vorne und hinten, bis das Loch groß genug ist und seine Form behält.
Mit dem Faden umsteche ich den Rand erstmal grob mit 8 – 10 Stichen, damit einzelne Stofffasern nicht wieder ihren Weg zur Mitte suchen. Anschließend geht es in feinen Abständen noch mal um den Rand rum. Jede Schnürmiederhälfte hat 28 Löcher, insofern werde ich noch einige Zeit damit beschäftigt sein. Sobald die fertig sind, bin ich mit dem neusten Stand der Dinge wieder da.
Kinderhose Flower Power Größe 122
So sieht das gute Stück nachher aus:
Hier ist die Downloaddatei mit dem Schnitt:
Kinderhose Flower Power (860 kb)
Anleitung
Zunächst druckst du alle Schnittteile aus. Schneide die Teile aus und klebe sie an den bezeichneten Markierungen zusammen.
Schnitt erstellen
Statt sie zusammenzukleben, kannst du die Schnittteile auch auf ein großes Stück Papier übertragen. Ich bevorzuge Malerabdeckpapier von der Rolle, das ist günstig (1m x 20m, ca. 6-7 Euro) und recht stabil, hält also häufigeres Durchstechen mit Stecknadeln prima aus.
Ob du nun die zusammengeklebte oder die übertragende Variante wählst, der Bund muss extra gezeichnet werden. Er ist 36,5 cm lang und 8 cm breit im Stoffbruch, also mit Nahtzugaben zeichnest du ein Rechteck von 37,5 x 10 cm. Es können auch 40 cm werden, lass es ruhig ein wenig mehr sein. Für die Verlängerungen an den Beinen gehst du an Besten so vor: Du überträgst das Teil, was verlängert werden muss, auf Papier, überträgst die senkrechte, gestrichelte Linie (Klebekante am hinteren Hosenbein) und verlängerst diese. Mit dem Lineal (einfacher geht’s mit Geodreieck) zeichnest du nach 8 cm lotrecht zu dieser Linie horizontal eine weitere Linie. An diese Linie legst das nächste Teilstück an, uns zwar so, dass die gestrichelte Linie fortgeführt wird. Die Außenkanten werden miteinander verbunden.
Wie es am Ende aussehen soll, zeigt der Schnittplan, der dem Schnitt beiliegt. Wenn du den Schnitt übertragen hast, denke daran die Markierungen (die kleinen schwarzen Dreiecke) an Tascheneinsätzen und vorderer Mitte mit zu übertragen, du wirst sie noch brauchen. Nachdem alle Teile übertragen sind, schneide die Schnittteile aus.
Material
Neben dem Oberstoff benötigst du noch einen leichteren Stoff für die Taschenbeutel. Genauere Längenangaben findest du in der Downloaddatei. Zusätzlich benötigst du noch ein farblich passendes Nähgarn, für die Ziernähte ein andersfarbiges Garn. Hier nutze ich ganz gerne sogenanntes extra starkes Garn, das ist nicht so dick wie Knopflochgarn und lässt sich somit besser vernähen. Die Farbwahl richtet sich nach der Stofffarbe und persönlichen Geschmack. Für den Bund brauchst du noch Gummiband – hier solltest du auch besser ein extra starkes Gummi nehmen, mit 1 cm Breite. Die Läge sollte ungefähr zweimal die Taillenweite des Kindes haben. Dann brauchst du eine Gummikordel, ca. 60-70 cm. In manchen Läden gibt es dickere und dünnere; falls du die Auswahl haben solltest, nimm eher die dickere. Dazu kommt noch ein Stopper für die Gummikordel, Ösen und ein bisschen Vlieseline zum Aufbügeln, und eventuell ein wenig Zierband nach Geschmack für die hinteren Hosentaschen, ca. 40 cm. Stecknadeln und Stoffschere sind natürlich unentbehrlich, ebenso wie Kreide oder „Zauberstift“ zum Markieren. Bügeleisen und Bügelbrett stehen bereit.
Zuschnitt
Dein Stoff sollte gewaschen und gebügelt sein. Zum Bügeln faltest du den Stoff, so dass die Webkanten aufeinander liegen. Die gegenüberliegende Kante sollte gerade sein, also keine Falten werfen oder sonst wie verzogen sein. Die Kante bügelst du flach, das ist dann der Stoffbruch. Stecke nun die Schnittteile mit Stecknadeln auf den gefaltenen Stoff, so wie es im Schnittplan angegeben ist. Achte beim Feststecken darauf, dass sich der Stoff nicht verzieht. Anschließend kannst du am Rand des Schnittes die Stoffteile ausschneiden. Da alle Nahtzugaben schon im Schnitt enthalten sind, musst du darauf nicht mehr achten. Das Bild sollte dich nicht irritieren, ich habe Stoffreste für die Hose genommen, insofern ist die Lage der Schnittteile nicht übereinstimmend.
Vordere Taschenbeutel
Hintere Passe
Hintere Taschen
Vordere Mitte schließen
Lege die vorderen Hosenteile mit den Vorderseiten aufeinander und stecke genau an der Markierung der vorderen Mitte eine Nadel. Nun klappst du die Teile wieder auseinander, legst sie flach auf’s Bügelbrett und bügelst den Beleg in die linke Hosenseite. Am besten mit Dampf, damit die Kante scharf und erhalten bleibt.
Die Belege steckst du innen zusammen und steppst sie ab. Nun schneidest du zwischen Schritt und Beleg (da, wo die Schrittnaht endet) die Nahtzugaben ein wenig ein und versäuberst in einem Rutsch die Schrittnaht und die Belege. Bügle noch mal schön glatt und die Nahtzugaben der Schrittnaht in die linke Hosenhälfte.
Hintere Mitte schließen
Innennaht schließen
Außennähte schließen
Stecke und nähe die Seitennähte. Dabei werden sowohl die vorderen als auch die hinteren Taschen mitgefasst. Nun liegen gerade an dem vorderen Tascheneingriff viele Stofflagen übereinander. Bevor ich dort versäubere, schneide ich die dickste Stelle (der Rand des vorderen Tascheneingriffs) ab, so dass noch ca. 3 mm stehen bleiben. Ich hoffe, dass es auf der Vergrößerung des Bildes deutlich genug zu sehen ist. Wer sich nicht sicher ist, lässt es. Nach dem versäubern bügelst du die Nahtzugaben jeweils in das hintere Hosenteil.
Der Saum
Falls noch nicht geschehen, zeichne innen am Saum eine Linie mit 8 cm Abstand zur untern Kante. Schlage die Kante um, so dass sie an der Linie liegt und bügle die Kante mit Dampf. Stecke von außen den Saum fest. Ich habe mit einer quer liegenden Nadel den Abstand markiert, an dem die erste Ziernaht liegen soll. Da orientiere ich mich an dem Abstand der Kante zur Stichplatte der Maschine. Du kannst natürlich auch den Abstand abmessen und rundherum anzeichnen.
Der Bund
In Vorbereitung für den Bund falte ich ihn längs und bügle die Kante. Dann zeichne ich innen an einer Längskante 2 cm an und bügle 1 cm um (Kante auf Linie). Außerdem markiere ich mir die (vordere) Mitte.
Nachdem du die hintere Mitte(n) markiert hast, entfernst du einige der Nadeln wieder, um den Bund hinten zusammennähen zu können. Zeichne an den Markierungen eine senkrechte Linie, schneide den Rest bis auf 1 cm weg und nähe die beiden Enden zusammen. Die Nahtzugaben werden auseinander gebügelt. Nun kannst du den Bund wieder an die Hose stecken und ansteppen.
Falte den Bund an der vorderen Mitte bis zur Naht um und stecke ihn fest. Nun markierst du die vordere Mitte und die halbe Breite des Bunds. Rechts und links von der vorderen Mitte gehst du jeweils ca. 1,5 – 2 cm nach außen und zeichnest dort die Position der Ösen ein. Wenn du mit einer Stecknadel durch den Punkt stichst, kannst du dir auf der Rückseite auch eine grobe Markierung machen.
Nun müssen die Tunnel für die Gummis genäht werden. Für den mittleren Tunnel, durch den die Gummikordel gezogen wird, habe ich 1 cm Breite angesetzt. Der obere und unter Tunnel sollten mindestens 1,2 cm haben, damit die Gummis durchpassen. Die verteilbare Breite liegt zwischen der oberen und unteren Naht. Davon fällt 1 cm an den Tunnel für Kordel. Der Rest wird durch zwei geteilt und entsprechend eingezeichnet.
Jetzt kommt der Part, wo du langsam dein „Model“ brauchst. Als erstes wird das obere Gummi eingezogen. Als grobe Schätzung solltest du das Gummi auf die Taillenweite plus 2 – 4 cm zuschneiden. Bevor ich das Gummi komplett einziehe, fixiere ich das Ende mit einer Nadel an der Hose. Falls der Zug mal zu groß wird, flutscht es dann nicht in den Tunnel. Ziehe also das Gummi ein, lege die beiden Enden aufeinander und stecke sie fest. Die Hose muss nun anprobiert werden. Der Bund sollte oben locker anliegen, aber nicht allzu fest sein. Ziehe solange am Gummi, bis die richtige Weite erreicht ist. Hier kann ich leider keine feste Länge nennen, weil Gummis sich unterschiedlich dehnen und Kinder auch nicht Standardtabellenmaße haben.
Notiere dir den Überschuss, lass das Kind wieder aussteigen und ziehe das Gummi soweit heraus, dass du bequem abschneiden und nähen kannst. Von dem Überschuss solltest du ca. 2 cm abziehen, da die Enden des Gummis übereinandergelegt und vernäht werden. Wie das werden soll, siehst du auf dem Bild. Bevor du die Enden zusammennähst, solltest du noch mal prüfen, ob das Gummi glatt im Tunnel liegt und nicht verdreht ist. Das kann nachher beim Tragen drücken. Wenn du fertig bist, ziehe noch mal an einer Seite einiges an Gummi raus und verteile es auf der anderen Seite. So verschwindet das „dicke“ Ende im Tunnel und kubbelt nicht vorne rum.
Das Einziehen der Gummikordel wird ein bisschen fummeliger. Die Kordel muss erstmal von außen durch die Ösen geführt werden. Und der Stopper muss auch schon dran sein. Schneide die Kordel auf gute 60 cm plus 2 – 4 cm ab, das muss nicht super genau sein. Ziehe den Stopper ein Stück weit auf die Gummikordel. Fädle die Enden durch die jeweiligen Ösen und schiebe sie durch die Lücke aus dem Bund raus. Das kürzere Ende wird wieder fixiert und das längere Ende, an einer Sicherheitsnadel befestigt, wieder in den Tunnel geschoben. Das Bild gibt dir hoffentlich Aufschluss darüber, wie es funktionieren soll.
Wenn du mit der Gummikordel einmal rum bist, legst du die Enden nebeneinander. Da das Durchstechen der Kordel äußerst schwierig ist, nähe ich das Gewebe, das die Kordel umschließt, aneinander. Auf einer Strecke von 2 -3 cm, oben und unten, hält es ganz gut. Auch hier verschiebst du mit Zug und Verschieben des Stoppers das „dicke“ Ende in den Tunnel.
Jetzt fehlt noch das untere Gummi. Wenn du die Länge des ersten Gummis notiert hast, kannst das untere Gummi auf diese Länge zuschneiden und durch den Tunnel ziehen. Das Vorgehen bleibt, wie beim ersten Gummi, gleich. Wenn alle Gummis drin sind, können die Lücken in der Naht geschlossen werden. Ich schließe eigentlich nur die untere Naht am Bundansatz. Die Lücken in den Tunnels stören nicht, man sieht sie kaum und müsste mal ein Gummi gewechselt werden, brauch nur eine Naht wieder aufgetrennt werden
Zu guter Letzt
Wem etwas unklar ist, der kann gerne unter der Kommentarfunktion nachfragen und kommentieren.
Herren-Filzjacke Teil 2
Die Temperaturen bleiben auch weiterhin unterirdisch, also ist es allerhöchste Zeit die Filzjacke zu Ende zu bringen. Den letzten Artikel habe ich mit den Schultern abgeschlossen, der Korpus ist nun zusammengenäht.
Kragen und Epauletten
Nun bügle ich erstmal die Nahtzugaben an dem Kragen im hellen Wollstoff nach innen um. Die Epauletten werden mit Vlieseline verstärkt und auch hier werden die Nahtzugaben rundherum 1 cm nach innen gebügelt. Die hellen Teile werden auf den Wollfilz aufgesteckt. Der schwarze Oberfaden muss an der Nähmaschine gegen graues Garn ausgetauscht werden. Jetzt können Kragen und Epauletten mit der hellen Seite nach oben jeweils knappkantig zusammengenäht werden. Alle Teile werden anschließend noch mal gebügelt. Am Kragen markiere ich am unteren Rand mit Reihgarn 1 cm Abstand und mit einem Bleistift den imaginären Verlauf eines Kragenstegs. Dort steppe ich den Kragen nochmals ab. So, die Teile können vorerst zur Seite gelegt werden, denn nun kommen die Ärmel dran.
Ärmel und Epauletten
Die obere Kante der Ärmel ist ja bereits mit Reihgarn markiert, so dass die Ärmel direkt angesteckt werden können. Da das alles jetzt ein wenig fummelig wird, fixiere ich die gesteckten Ärmel mit Reihgarn. Zum Schluss werden auch die Epauletten mittig am Schulterrand fixiert.
Das Garn des Oberfadens wird wieder in Schwarz ausgetauscht und los geht’s mit dem Festnähen der Ärmel. Die Epauletten werden in der Naht mitgefasst, hier muss man eventuell an den Kanten aufpassen, weil die Stofflagen da schon recht dick werden können. Das ist der Teil an der Jacke, den ich weniger mag. Wenn beide Ärmel sitzen, können die Reihfäden entfernt werden.
Knopfleiste
Wie bei den Epauletten, werden die inneren, vorderen Belege mit Vlieseline verstärkt und rundherum 1 cm umgebügelt. Die Belege werden dann knappkantig innen auf die vorderen Kanten gesteckt. Es kann sein, dass sich der Filz schon ein wenig in der Länge gedehnt hat, dann muss die Mehrlänge vorsichtig und gleichmäßig beim Feststecken eingehalten werden.
Das Garn wird wieder gewechselt und die Belege knappkantig angesteppt. Die vordere Kante wird innen und außen nochmals gebügelt, bevor es an die Markierung der Knopflöcher geht. In diesem Fall markiere ich die Knopflöcher mit je zwei Stecknadeln – eine dort, wo die Mitte des Knopfloches sein soll und eine quer, für die Stelle an der das Knopfloch beginnt.
Das Anzeichnen mit Kreide hat auf diesem Stoff keinen Zweck, weil die Filzstruktur zu grob ist, um eine klare Linie zu erkennen. Auch ein Reihfaden versinkt zu sehr im Stoff, um eine präzise Markierung zu sein. Vielleicht ist es aber für jemand, der ungeübter ist, einfacher mit einer Reihfadenmarkierung zu arbeiten. Ich setze das Knopflochfüßchen so an, dass die Nadel genau an der Stelle einsticht, wo die Markierung beginnt. Dann kann ich die beiden Nadeln entfernen und das Füßchen im rechten Winkel zur Kante ausrichten. Das hat bei den letzten beiden Filzjacken ganz gut funktioniert, ist aber, wie gesagt, nicht jedermanns Sache.
Die Knöpfe haben einen Durchmesser von 20 mm, so dass das Kopfloch eine Länge von ca. 22 mm hat. Die Länge der Knopflöcher sollte eher ein wenig knapp sein, da durch das Knöpfen sich die Löcher noch ein wenig weiten. Wenn die Knöpfe gerade so durchgehen, ohne dass Gewalt angewendet werden muss, ist es okay. Die Markierung der Knöpfe mache ich ebenfalls mit Stecknadeln. Die vorderen Kanten der Jacke müssen passgenau aufeinander liegen; die horizontale Position des Knopfes wird mit der Nadel markiert. Für die vertikale Position picke ich lotrecht in die äußere Kante des Knopflochs, hebe den Stoff ein wenig an und stecke mit einer weiteren Nadel die Position ab.
Der Rest ist nicht schwer: alle Knöpfe annähen und auch die Epauletten mit jeweils einem Knopf festnähen. Die Jacke wird geschlossen und der Sitz der Knöpfe überprüft. Sind die Abstände zu auffällig unterschiedlich, müssen die Knöpfe wieder entfernt und neu angenäht werden. Bei der Jacke sitzt aber alles, wie es soll:
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Herren-Filzjacke
Schnittanpassung
Der Vergleich der Maße erlaubt die Verwendung dieses Schnittes, allerdings mit einigen Abwandlungen. Mein Sohn ist deutlich größer und auch schlanker als mein Gatte. Die Schulterbreite ist gleich, ebenso wie die Kragenweite. Auch die Taille liegt in etwa auf derselben Höhe. Insofern ist die Länge der Jacke zu reduzieren und die Ärmel müssen entsprechend gekürzt werden. Hier musste ich ihn jedoch neu aufstellen, da der Abstand von Schulter zu Ellbogen bei den beiden unterschiedlich ausgefallen ist – also einfach unten kürzer ist da nicht drin.
Die weiteren Änderungen beziehen sich auf körperliche Besonderheiten des Gatten: wenig besonders ist der Bauchansatz, der in dem Alter nicht unüblich ist, aber in unserem Fall moderat ausfällt. Hier ist Brustweite gleich Taillenweite. Das ist noch recht leicht über die Taillenreduzierung im Vorder- und Seitenteil auszugleichen.
Etwas aufwändiger wird die zweite Besonderheit, nämlich der runde Rücken im oberen Bereich. Der Unterschied zur errechneten Rückenlänge liegt bei ca. 2 cm, was bei gekauften Jacken immer dazu führt, dass der hintere Saum mittig stets nach oben stippt. Diese 2 cm müssen also ausgeglichen werden. Auf der Höhe, an der die Rundung liegt, wird der hintere Schnitt um 2 cm auseinandergezogen. Damit der Ärmelumfang nicht größer wird, muss ein Einschnitt von der Schulter auf die Erweiterungslinie gezogen werden. Diese Linie wird aufgeschnitten, ebenso wie vom Ärmel zu dieser Linie. Der abgetrennte Schulterbereich wird soweit gedreht, bis die horizontale Linie auf die untere Erweiterungslinie trifft. Dadurch ergibt sich im Schulterbereich ein Abnäher.
Nun ist so ein Schulterabnäher mit dickem Filzstoff nicht so besonders gut zu nähen – er würde jedenfalls deutlich auftragen. Also gestalte ich es zu einer Passe um. Dafür wird der vormals abgetrennte Schulterteil wieder zurückgedreht, bis die senkrechten Linien wieder aufeinander passen. Nun ist stattdessen eine Lücke im Ärmelbereich entstanden.
Der Rückenbereich wird an der oberen Trennungslinie horizontal durchgeschnitten. Die entstandenen Ecken könnten zwar jetzt ein wenig abgerundet werden, das ist aber bei dem dicken Stoff nicht wirklich erforderlich. Das folgende Bild zeigt das fertige Rückenteil mit Passe, beide schon mit Nahtzugabe.
Reihen und Stecken
Nach dem Zuschnitt muss auf den einzelnen Teilen der Abstand markiert werden, bis wie weit die Teile aufeinanderliegen. Das Vorgehen habe ich bereits für meine Jacke beschrieben. Den Abstand markiere ich mit Reihgarn. Es müssen auch nur die Teile markiert werden, auf denen die benachbarten Schnittteile aufliegen. So lassen sich die Teile prima aufeinander stecken – immer schön am Rand der Markierungslinie lang. Rückenteil und Ärmel habe ich schon mal vorbereitet:
Nachdem diese Teile genäht sind, werden die Seitenteile an das Rückenteil gesteckt und genäht. Die Ärmel werden an der Innennaht geschlossen und der obere Abstand mit Reihgarn markiert.
Die Taschenbeutel
Bevor nun das Vorderteil an das Seitenteil gesteckt wird, sollten zunächst die Taschen gearbeitet werden. Das ist jetzt noch einfacher, als wenn die gesamte Jacke unter der Nähmaschine bewegt werden muss. Den Tascheneingriff habe ich ebenfalls mit Reihgarn markiert. Die Taschenbeutel werden nach der Schnittvorlage entsprechend von hinten auf das Vorderteil aufgesteckt und rundherum festgenäht.
Die Schulternähte werden auch aufeinander gesteckt. Hier fixiere ich aber die beiden Stofflagen mit Reihgarn. Innen soll nämlich ein stabiles Baumwollband mitgeführt werden, um die Schulterbreite zu erhalten. Filz neigt auf Dauer dazu, sich zu dehnen, nicht viel, aber soviel, dass sich der Ärmelansatz über die Schulter nach unten zieht. Diesen Effekt verhindert ein nichtdehnbares Gewebe. Das Ganze sieht dann nachher so aus:
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Schnürbrust - ein Testlauf Teil 2
Das Wochenende ist endlich vorbei und ich kann mir die heiß ersehnten Miederstäbe besorgen. Nach dem Vermessen der verbliebenen leeren Tunnel bin ich auf fehlende 3 Meter gekommen, das heißt, in dieses Teil sind locker 12 Meter Stäbe gegangen. Dabei habe ich sie noch nicht mal eng aneinandergesetzt. Da ich sowieso in den Stoffladen musste und dort neben den Stäben auch günstige Kordel erstanden habe, bin ich auch kurz in den Baumarkt angesteuert, eine Ahle kaufen.
Die Schnürung
Nach dem Versenken der restlichen Stäbe müssen erstmal die Tunnelöffnungen oben und unten geschlossen werden. Da ist Handarbeit angesagt, denn unter die Maschine geht das nicht. Danach ging es gleich an die Schnürung. Historisch korrekt ist nicht die Turnschuhschnürung, sondern die Spiralschnürung. Dazu müssen die oberen und unteren Löcher parallel sein, die anderen sind gegeneinander versetzt.
Hier kommt nun die Ahle ins Spiel: Nach dem Anzeichnen der Löcher, wird der Stoff mit der Ahle an den Markierungen durchstochen. Dadurch werden die Stofffasern nicht beschädigt, sondern nur zur Seite verdrängt. Die Löcher werden mit Garn umstochen, so dass sie ziemlich stabil werden. Nun muss ich aber Asche auf mein Haupt streuen, da ich so im Fluss war, dass ich glatt vergessen hatte zwischendurch Fotos zu machen. Sogar die erste Anprobe ist schon gelaufen.
Ausarbeitung
Die Anprobe hat ergeben, dass entweder der Stoff sehr dehnbar ist, oder mein Oberkörper weit aus mehr zusammen gequetscht werden konnte, als angenommen. Jedenfalls war die Schnürbrust ein Hauch zu weit. Ich habe die vordere Schnürung auf Kante gemacht und nachdem die hintere Schnürung angepasst war (Gatte war behilflich), lagen die hinteren Stäbe übereinander. Zur Überprüfung habe ich den Schnitt auf die Schnürbrust gelegt. Es zeigten sich keine Abweichungen, insofern hat nicht der Stoff nachgelassen, sondern ich war besonders „quetschfähig“.
Nun habe ich allerdings keine Lust die Seitennähte wieder aufzutrennen, zumal in den Nahtzugaben auch auf beiden Seiten Miederstäbe liegen, die auch entfernt und die Tunnels ebenfalls aufgetrennt werden müssten. Außerdem sind mir die vorderen und hinteren Spitzen ein wenig zu lang – hinten geht’s bis zum Steißbein und vorne bis an das Schambein. Da meine ich, dass 2 cm weniger besser sind. Die obere Kante ist soweit perfekt und kann so bleiben. Ich werde die Schnürbrust zwar nicht tragen, aber als Test war’s ganz okay. Im Übrigen habe ich auch vor, mir für Rokokobekleidung eine Schneiderpuppe auf Maß zu machen, da kann ich die Schnürbrust gut brauchen, wenn ich dann eingewickelt werde. Das Figürchen muss da stimmen.
Trotzdem möchte ich die Schnürbrust soweit fertig stellen, dass sie tragbar wäre, wohl ohne Oberstoff und ohne die Zaddeln zu versäubern. Diesen Akt tue ich mir erst an, wenn es mit dem modifizierten Schnitt an ein finales Modell geht. Zunächst kommen die Träger dran. Die habe ich vierfach zugeschnitten, liegen also, wie die restliche Schnürbrust, doppelt. Sie werden jeweils von vorne und hinten angenäht und hochgeklappt, so dass die Nahtzugaben innen liegen.
Es folgt ein meditativer Arbeitsgang: das händische Versäubern der oberen Kanten und Träger mit Kantenband. Wie gesagt, die Zaddeln schenke ich mir für dieses Mal. Es kommen noch Löcher in die vorderen und rückwärtigen Träger, die wieder umnäht werden – Kordel durch und fertig! Sie ist zwar keine Schönheit, erfüllt aber ihren Zweck.
Und noch einmal mit „Inhalt“.
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Schnürbrust - ein Testlauf Teil 1
Sie liegt mir ja schön länger in der Nase: eine Rokoko-Schnürbrust. Ihre Herstellung habe ich schon einige Zeit vor mich hergeschoben, weil ich mir noch nicht im Klaren darüber bin, was nachher darüber kommen soll, eine hochherrschaftliche Robe oder eine Ausstattung der einfachen Leute. Hat beides seinen Reiz, allerdings auch einen deutlich unterschiedlichen Preis. Wie dem auch sei, erstmal muss ich sowieso ein Probestück fertigen, das auch haargenau passt.
Der Schnitt
Das Vorgehen bei der Schnittkonstruktion habe der Beschreibung der marquise entnommen. Also ist erstmal Messen angesagt und die Maße in eine Schnittkonstruktion zu übertragen. Da ja beim Schnüren der Oberkörper ein wenig eingeengt wird, nehme ich auf die Gesamtweite zusätzlich 4 cm raus. Ein wenig unsicher bin ich bezüglich der oberen Kante, zumindest mit dem Maßband ist es schwer zu ermitteln, wo die optimale Höhe liegt. Also schätze ich sie mal und werde diesen Punkt erst beurteilen, wenn das Probeteil fertig ist.
Der Zuschnitt
Da ich eine vordere und hintere Schnürung möchte, lege ich die vordere und hintere Mitte der Schnittteile auf den Stoffbruch. An den Seitennähten und an der oberen Kante lasse ich eine großzügige Zugabe. Als Basisstoff verwende ich einen festen Nessel. Der hat den Vorteil, dass die Bleistiftlinien darauf gut zu sehen sind und zudem recht günstig ist.
Die Tunnel
Für das Probeteil habe ich mir Kunststoffmiederstäbe mit 10mm Breite besorgt, vorerst 9 Meter. Nach dem ersten Tunnel stellt sich ein Nahtabstand von 12mm als optimal raus: Der Stab geht noch gut rein, der Tunnel ist aber eng genug, dass der Stab sich nicht verdrehen kann. Für das Einzeichnen der Tunnellinien sollte der Bleistift nicht zu weich sein und sehr spitz. Ich verwende einen HB-Bleistift und spitze ihn immer wieder nach. Wenn man diesen Linien an der Nähmaschine genau folgt, dann passt es ganz gut.
Nach den stabilisierenden Tunneln müssen die restlichen Tunnel entsprechend verteilt und auf das Gegenstück übertragen werden.
Dann ist das Nähen dran; das ist zwar nicht besonders schwierig, aber die Linien müssen schön präzise eingehalten werden, also eher eine Fleißarbeit. Nach dem Abnähen der Tunnel habe ich rundherum 7,5mm Rand eingezeichnet, damit die spätere Versäuberung mit dem Kantenband einfacher geht.
Was die Miederstäbe angeht, so hatte ich mir das Abmessen und Auffüllen deutlich schwieriger und zeitaufwändiger vorgestellt. Tatsächlich ging es aber recht zügig. Vielleicht lag es aber auch an meiner Methode. Zum Anzeichnen der Schrägen habe ich ein Stift zum Beschriften von CDs genommen; die haben den Vorteil, dass sie nicht auf Plastik abperlen, schnell trocknen und nicht verschmieren.
Insofern habe ich einfach den Stab auf den Stoff aufgelegt, oben und unten die Schrägen eingezeichnet, die sich durch den Rand ergeben und mit einer Haushaltsschere entsprechend abgeschnitten. Die scharfen Kanten habe ich ein wenig abgerundet und den Stab im Tunnel versenkt. So brauchte ich für 2/3 der Schnürbrust nur 1 ½ Stunden. Brutal ausgebremst wurde ich nur dadurch, dass mein Vorrat an Miederstäben zu Ende ging. Blöderweise ist es Samstag Nachmittag und der Stoffladen hat bereits dicht. Dabei hätte ich so gerne schon am Wochenende die Schnürbrust anprobiert.
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Military-Filzjacke
Der schöne gefilzte Wollstoff ist bereits zum Teil zu einer Jacke für meinen Sohn verarbeitet worden und nun steht eine Jacke für mich auf dem Programm. Im Military-Stil soll sie sein, leicht tailliert, aber schlicht geschnitten, hinten etwas über das Gesäß gehend. Und vor allem mit Taschen – bei Jacken kann ich nicht ohne.
Der Schnitt
Für den Schnitt der Jacke gehe ich von einem einfachen Grundschnitt aus, natürlich auf meine Maße passend. Da ich keine ausgesprochenen sichtbaren Abnäher möchte, verlege ich den vorderen Taillenabnäher schräg horizontal verlaufend in die Seitennaht. In diesen verlegten Abnäher wird der Tascheneingriff gearbeitet.
Die Ärmel sind zweiteilig, der Kragen einfach und ohne Steg. In Anbetracht der Dichte des Filzes wäre ein Kragen mit Steg einfach viel zu dick. Für den Military-Stil sind die Epauletten natürlich unverzichtbar, ja wenn nicht geradezu eine Pflicht. Die Taschenbeutel brauche ich nur in einfacher Ausfertigung, weil sie nur innen gegen genäht werden. Damit wäre der Schnitt soweit komplett.
Zusätzlich zu dem Wollfilz schneide ich den Kragen, die Epauletten und zwei Belegstreifen für die vordere Kante in einem leichten, hellgrauen Wollstoff zu. Die Belegstreifen werden mit Vlieseline verstärkt, damit die vordere Kante formstabil bleibt und die Knopflöcher später nicht ausleiern. Die Teile aus dem hellen Wollstoff haben 1 cm Nahtzugabe, die Teile aus dem Wollfilz, bis auf die inneren Ärmelnähte (auch 1 cm), nur 0,5 cm. Der Kragen und die Epauletten in Wollfilz haben an ihren Außenkanten gar keine Nahtzugabe.
Das Nähen
Das Zusammennähen ist verhältnismäßig einfach: Die Kanten werden 1 cm übereinandergelegt und jeweils von vorne und hinten knapp an der Kante abgenäht. Bei einem so dicken Stoff wie den Wollfilz ist es einfacher die beiden übereinanderliegenden Stoffteile mit Reihgarn zu fixieren. Das Ergebnis sieht dann wie eine Kappnaht aus. Bei der Schulternaht habe ich innen ein Baumwollband mitgeführt, so dass der Ärmelansatz später nicht weiter über die Schulter runterrutscht, die Schulter also schön formstabil bleibt.
Die Taschenbeutel werden an der oberen Kante des vorderen Abnähers angesetzt, die untere Kante rechts und links des Beutels festgenäht. Der Beutel selbst ist von hinten auf den Oberstoff aufgenäht.
Soweit nun die Jacke ohne Ärmel, von vorne und von hinten, und in einer Detailansicht der hinteren Nähte. Der Kappnaht-Effekt ist bei dem dunklen Stoff leider nur schwer zu erkennen.
Bevor die Ärmel eingesetzt werden können, muss ich zuerst die Epauletten fertig stellen. Und weil ich gerade das Garn dazu passend auf der Maschine habe, kommt der Kragen gleich mit dran. Bei den Epauletten ging es noch, den hellen Stoff einfach umzubügeln, festzustecken und zu nähen. Bei dem Kragen muss der Stoff aber mit Reihnähten fixiert werden, damit er sich nicht verzieht. Vor allem an der Halskante, die später an den Halsausschnitt angesetzt wird.
Die oberen Nähte der Ärmel werden wie bei dem Vorder- und Rückenteil genäht, also 1 cm übereinander gelegt. Die Innennaht wird normal vernäht. Wären sie übereinander, so ließe sich die Naht mit einer normalen Nähmaschine gar nicht von oben bis unten nähen. Diese Nähte bügle ich von innen mit viel Dampf auseinander.
Die Epauletten werden nun auf der Schulter an dem Ärmelansatz fixiert. Auch die Nähte am Ärmelansatz liegen 1 cm aufeinander – das heißt, es ist jetzt etwas Fummelsarbeit, die Ärmel einzusetzen. Ich habe die Ärmel auch mit Reihgarn fixiert, weil der Zug unter der Maschine jetzt schon etwas größer wird. Da die gesamte Jacke am Ärmel hängt, ist es unter dem Nähmaschinenarm nun ein bisschen eng. Aber was lange währt, wird endlich fertig.
Es fehlen noch der Kragen und die vordere Knopfleiste. Der Kragen wird von innen an den Halsausschnitt genäht, bis zum Ansatz der vorderen Mitte, das heißt er stößt vorne nicht aneinander, sondern lässt die Knopfleiste aus. Die Nahtzugaben der Belege werden nach innen gebügelt, die Belege innen an die Kante gesteckt und festgenäht.
Jetzt kommt noch die meditative Arbeit an den Knopflöchern und das Annähen der Knöpfe. Ich habe ganz hübsche Metallknöpfe mit 20mm Durchmesser gefunden, die ein florales Motiv haben. Das macht einen nicht ganz so militärischen Eindruck. An der vorderen Knopfleiste sind 7 Knöpfe, in einem Abstand von 9 cm. Die Epauletten werden auch mit je einem Knopf gehalten – dafür braucht man aber kein Knopfloch.
Rokoko-Kinderkleid Teil 5
Um den wahren „Prinzessinnen-Touch“ zu erreichen müssen – ganz klar – Gold und Perlen her! Seit Ewigkeiten habe ich noch welche, die ich jetzt prima verbraten kann. Sowohl der „Stecker“ als auch die Schleifen bekommen also Gold- und Perlenglanz. Die Ärmel der Robe werden auch mit jeweils einer Schleife verziert, natürlich ebenfalls in Gold- und Perlenglanz.
Nun kommt noch die Verzierung der Robe, wobei ich leider feststellen muss, dass der Stoff nicht ausreichen wird. Die grob gerechnete Menge für die seitlichen Streifen liegt deutlich über dem vorhandenen kümmerlichen Rest. Außerdem wollte ich noch für das Kleid kleine Röschen machen. Also wieder ab in den Stoffladen und ich hatte tatsächlich Glück: Den Stoff gab es auch unifarben, ohne Stickerei, was mir die Arbeit, die Stickerei zu entfernen, erspart. Nebenbei entdeckte ich noch eine Goldspitze, an der ich wirklich nicht vorbei gehen konnte. Die passte farblich und thematisch einfach wie die Faust auf’s Auge zu der Robe – und schließlich ist mir für meine kleine Nichte nichts zu teuer.
Dann ist erstmal wieder Kräuseln angesagt, wieder einige Meter, denn der Volant soll wellenförmig an den Seiten, über die Schulter und den Rücken der Robe entlang laufen. Am unteren Rand endet er in einer kleinen Spirale. Auf diesen Volant nähe ich abschließend die Goldspitze auf.
Aus dem verbliebenen Stoff schneide ich mir schmale Streifen für die Mini-Röschen. Geplant waren jeweils drei Rosen innerhalb jeder Rundung des oberen Volants am Kleid. Es sind insgesamt 14 Rundungen, ergo 42 Rosen. Ehrlich, nach sechs Rosen habe ich dieses Vorhaben auf den vorderen Bereich des Kleides reduziert. Sisyphos hätte statt des Steins auch mit der Herstellung von Stoffrosen genügend Leid gehabt. Somit werden aus den geplanten 42 Rosen nur noch 22: vier mal drei vorne auf dem Kleid und in die verbleibenden Rundungen nur noch jeweils eine. Das reduziert das Leid auf ein erträgliches Maß, denn schließlich müssen die alle auch noch an das Kleid genäht werden.
Robe á la polonaise
Als Clou und auch aus der praktischen Erwägung heraus, dass das Kind an Karneval nicht alleine ist und jemand auf die Schleppe treten könnte, bringe ich in der Seitennaht der Robe noch eine Schlaufe an, mit der die Robe hoch gerafft und zu einer „Robe á la polonaise“ wird. Damit sollte der Erhalt der Robe hoffentlich gesichert sein. Da, wie schon zu Beginn erwähnt, die Robe nicht unbedingt mit Nadeln befestigt werden kann, setze ich auf das Kleid seitlich der Taille jeweils einen bezogenen Knopf und in der Robe werden innen kleine Ösen gestickt. Diese liegen soweit zurück, dass die Knöpfe beim Schließen hinter dem Aufschlag verschwinden.
Der große Moment der Anprobe
Nachdem das Kleid nun fertig ist, kommt der große Moment und die Spannung, ob 1. das Kleid passt und 2. es dem Kind gefällt. Da ich den Schnitt nur über eine Anprobe des Oberteils überprüfen konnte, ist bei mir die Spannung besonders groß, ob am realen Körper alle Teile richtig zusammen passen. Bei meiner Nichte entsteht die Spannung eher durch die vielen Teile, die anzuziehen sind, bis sie endlich zu einer Prinzessin wird. Die Poschen sind proportional absolut richtig, nicht schief und die sehen richtig niedlich aus. Das Kleid selbst sitzt, passt und hat Luft! Und es sieht sehr authentisch aus. Das Schönste ist allerdings der Blick meiner Nichte – so können eben nur Kinderaugen leuchten!
Fazit
Insgesamt habe ich für dieses Kleidchen knapp sieben Meter Stoff verbraucht und zusammen mit dem sonstigen Material komme ich auf ca. 80 Euro Kosten. Die Fertigstellung hat ungefähr 70 Stunden in Anspruch genommen, wobei eine nicht unerhebliche Zeitspanne der Verzierung (ich sage nur: Rosen!) geschuldet ist. Ohne diese aufwändigen Verzierungen reduzierte sich der Aufwand geschätzt um ca. ein Drittel.
Der Schnitt ist in Bezug auf die Passform soweit in Ordnung, allerdings würde ich bei einem neuen Modell ein wenig in die Trickkiste der Kostümbildner greifen und eine andere Lösung für das Oberteil des Kleides finden. Es wäre auch deutlich zeitsparender das Oberteil vom Rock zu trennen, was auch der historischen Version näher käme; das sollte die Bewegungsfreiheit des Kindes meines Erachtens nicht weiter einschränken. Und das Wichtigste ist natürlich, dass es Spaß gemacht hat.