Die Länge und Weite der Ärmel sind bereits an dem Probemodell aus Nessel festgelegt und auf ihre Passform geprüft worden. Da ich ja nur ein Reststück hatte, musste alles 100%ig passen – ein neuer Zuschnitt war nicht möglich, sozusagen: volles Risiko.

Ärmeleinlage

Die Einzelteile der Ärmel sind ebenfalls mit Batist hinterlegt. Anschließend habe ich Ober- und Unterärmel an der hinteren Naht zusammengenäht. Die Teilungsnaht und somit der Ärmelschlitz bleiben offen. Vom Saum bis zum oberen Rand des Schlitzes verstärke ich den Ärmel nochmals mit einem dünnen Baumwollstoff. Das funktioniert im Prinzip genauso, wie ich es bereits in einem kleinen Tutorial beschrieben habe.

Die Paspeln und Belege werden gegen genäht …

… und, wie beim Vorderteil, die Nahtzugaben zurückgeschnitten und mit Handstichen fixiert.

Die Belege schlage ich nach innen und sichere sie mit Rückstichen knapp am Rand. Bei viel Dampf werden die Belege gebügelt und im Anschluss mit einem Holz flach gepresst.

Die obere Kante des Saums wird wieder mit Heftstichen gesichert und der Beleg mit einem Saumstich an die Einlage genäht.

Die Teilungsnaht kann nun geschlossen werden. Sie reicht bis zum Ärmelschlitz. Die Nahtzugaben werden auseinander gebügelt.

Der „Untertritt“ des Ärmels liegt zum Oberärmel hin und entgegen der auseinander liegenden Nahtzugaben. Um dort eine Falte und Geknubbel zu vermeiden, wird 1 cm oberhalb des Nahtendes bis zur Naht eingeschnitten und der Untertritt in die richtige Richtung gebügelt.

Hier nun die fertigen Exemplare.

Die Ärmel werden bereits vor dem Einsetzen gefüttert. Also muss jetzt das Futter zugeschnitten und die Futterärmel zusammengenäht werden. Der Schlitz bleibt auch in der Teilungsnaht des Futters offen.

Ärmelfutter einsetzen

Ärmel und Futter sind auf links gedreht, die Unterärmel liegen jeweils aufeinander. An den Nahtzugaben der Teilungsnähte werden beide Teile ungefähr 10-15 cm zusammen geheftet.

Nun kommt „Trick 17“: Man greift durch den Ärmel (Oberstoff) hindurch und fasst das Futter am unteren Ende mit der Kante des Ärmels und dreht von oben den Ärmel um.

… und, Tadaaa, der Ärmel ist gefüttert! :D

Naja, fast jedenfalls. Das Ganze wird wieder auf links gedreht, denn das Futter muss ja noch an Saum und Schlitz befestigt werden.

Zunächst lege ich die Nähte aufeinander und stecke das Futter an der unteren Ärmelnaht so fest, dass eine ausreichende Nahtzugabe an der Armkugel übersteht. Danach wird das Futter mittels der Passzeichen am Beginn des Schlitzes gesteckt.

Von da aus kann ich das Futter nach unten streichen, bevor es unten am Saum festgesteckt wird.

Am liebsten stecke ich erst den Saum, um sicher zu sein, dass ausreichend Weite vorhanden ist, bevor am Schlitz gesteckt wird.

Wenn alles passt, kann das Futter angenäht werden.

Zum Abschluss hefte ich das Futter mit groben Stichen in Höhe des Oberarms an den Ärmel. Damit verhindere ich, dass das Futter immer wieder nach unten rutscht, sich verdreht oder unnötigen Belastungen ausgesetzt ist. Eine Anprobe geht so auch viel besser. ;)

Armkugel einhalten

In der Regel hat ein Blazerärmel an der Armkugel eine Mehrweite, die eingehalten werden muss. Das Einhalten dieser Weite führt zu einer Dreidimensionalität an der Armkugel. Die Armkugel hat an der Schulter etwas Stand bevor sie senkrecht in den Ärmel abfällt.

Von den vorderen und hinteren Passzeichen ausgehend steppe ich mit der größten Stichlänge in Richtung Schulterpasszeichen. Diese Naht wird weder am Anfang noch am Ende verriegelt und die Fäden sollten ein paar Zentimeter überstehen. Circa 1 cm vor dem Schulterpasszeichen beende ich die Naht. Eine weitere Naht wird parallel 3-4 mm daneben gesteppt. Zum Beginn der Nähte steche ich eine Nadel ein und wickle die Fäden um die Nadel, so dass die Naht gesichert ist. Nun kann ich auf der anderen Seite der Naht an einem Faden ziehen und so vorsichtig den Stoff einhalten. Die Mehrweite wird gleichmäßig verteilt.

Es wird soviel eingehalten, bis der Ärmel in das Armloch passt. Maßgeblich sind dabei die Passzeichen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man von beiden Seiten problemlos mehr einhalten oder wieder etwas auslassen kann. Wenn alles passt, wird die Mehrweite eingebügelt, natürlich ohne Falten. Wenn man kein spezielles Bügelequipment hat, geht das auch über den breiteren Rand eines Ärmelbretts.

Ärmel einsetzen

Jetzt kann der Ärmel eingesetzt werden. Bevor er richtig vernäht wird, bevorzuge ich es, ihn erstmal zu heften um die Passform und den Fall zu überprüfen. Erst wenn alles sitzt, wird genäht. Die leichten, senkrechten Falten oben an der Armkugel kommen durch das Einhalten – der Ärmel braucht an dieser Stelle ein bisschen „Unterstützung“.

Diese Unterstützung bekommt man durch einen Ärmelfisch. Man kann Ärmelfische fertig kaufen, oder, wie ich, selber machen. Dafür habe ich mir einen Streifen Watteline zugeschnitten und ungefähr in der Mitte gefaltet. Eine Seite ist ca. 2-3 mm breiter als die andere. Im Ganzen ist dieser Ärmelfisch ungefähr 4 cm breit und zwischen 20-25 cm lang, je nach Armlochgröße.

Der Ärmelfisch wird an die Nahtzugabe genäht und dabei leicht nach hinten versetzt. Also nach hinten geht er tiefer als vorne. Die breitere Kante liegt dem Ärmel zugewandt, so dass sich ein Versatz ergibt.

Ich bevorzuge diesen Weg, weil ich die vorgefertigten Ärmelfische oft zu steif finde, zumindest bei feinen Stoffen. Die doppelt gelegte Watteline ist weich und ergibt nach meiner Meinung eine schönere Rundung. Bei festeren Mantelstoffen sieht es dann schon wieder ganz anders aus.

Jetzt ist bei dem Blazer quasi die Zielgerade erreicht. Es fehlt nur noch das Futter, die Knopflöcher und Knöpfe. Das Finishing ist somit das Thema des nächsten Kapitels.